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Reiseberichte 2012
5. August 2012: Ankunft in Yaoundé
12. August 2012: Batouri
18. August 2012: Njinikom
28. August 2012: Heimfahrt
Reiseberichte 2009
Dienstag, 14. Juli 2009 Ankunft in Yaoundé
Montag, 20. Juli 2009 Into the wild
Donnerstag, 06. August 2009 Endlich vereint in Batouri
Dienstag, 25. August 2009 Das Gobo Abenteuer
Samstag, 12. September 2009 Back home in Njinikom
Dienstag, 22. September 2009 ...jetzt waren's nur noch zwei...
Samstag, 03. Oktober 2009 Tausendfüßler für die Weißen!
Freitag, 23. Oktober 2009 Wieder im BGL
Reiseberichte 2007
Montag, 23. Juli 2007 Gut angekommen
Mittwoch, 1. August 2007 Verloren im System
Sonntag, 12. August 2007 Batouri - Staub statt Strom und Wasser
Samstag, 25. August 2007 Zurück in der Großestadt
Montag, 3. September 2007 Shake Hands in Yaoundé
Montag,10. September 2007 Wir bauen einen Schweinestall
Montag, 24. September 2007 Blökender Familienzuwachs
Dienstag, 23. Oktober 2007 Zurueck in unser normales Leben
Reiseberichte 2012
Ankunft in Yaoundé
5. August 2012
Liebe Kamerunfreunde,
Es ist wieder soweit – wir sitzen zu viert in der Mission CASBA in Yaoundé
und bereiten uns auf einen Einsatz in Batouri und Njinikom vor!
Die Gruppe besteht heuer aus Anna Haug Daniel Fischer (Freund von Sonja
Vogt), Karl Wimberger und seiner Mutter Rosemarie Wimberger. Sonja konnte
uns leider diesmal nicht begleiten...
Heute morgen um halb vier sind wir nach ca. 20-stündiger Reise und einem
problemlosen Flug wohlbehalten in Yaoundé gelandet. Wie jedes Mal haben wir
wieder kofferweise Spenden und Medikamente dabei, und wie jedes Mal
beschlich uns beim Anblick der Zollmannschaft, die jeden einzelnen Koffer
der Passagiere geöffnet hat, ein sehr ungutes Gefühl. Mit dem etwas
„windigen“ Plan, die Koffer mit der Bekleidung „vorzuschicken“ und erst
dann die Koffer mit den Spenden und Medikamenten „hinterherzuschieben“,
stellten wir uns ziemlich nervös in die Schlange. Wie jedes Mal schickten
wir ein Stoßgebet zum Himmel … und wie durch ein Wunder konnten wir völlig
ignoriert hindurchspazieren!!! Geschafft!
Auf der frühmorgendlichen Taxifahrt in der Dämmerung quer durch Yaoundé zur
Casba konnten wir sehen, wie Stadt langsam erwacht – auch für die „alten
Hasen“ ein neues Erlebnis. Man hat das Gefühl, dass die Stadt immer größer
wird. Und Yaoundé ist sportlich geworden! Am Straßenrand begegneten wir
etlichen jungen Joggern – ein ganz neuer Trend, der von Afrikanern sonst
immer belächelt wurde!
Morgen früh geht es auf Richtung Osten nach Batouri. Diesmal begleitet uns
der zuständige Arzt für die medizinische Versorgung der Adventisten in
Zentralafrika, Dr. Mahele. Wir sind schon sehr gespannt, was uns dort
erwartet und was wir erreichen können.
Bis bald,
Ihre / Eure Wahlkameruner
Batouri
12. August 2012
Liebe Zuhausegebliebenen,
Wir schreiben Euch heute wieder aus der Missionsstation Casba in Yaoundé, zu der wir gestern aus dem Osten Kameruns zurückgekommen sind.
Unser Aufenthalt in Batouri hat diesmal leider nur 5 Tage gedauert. Nachdem wir inzwischen alle arbeiten, sind drei Monate Aufenthalt nicht mehr so einfach möglich!
Wie einige vielleicht schon wissen, ist das Krankenhaus in Batouri unser „Sorgenkind“, und auch dieses Mal sind wir mit Bauchschmerzen dorthin gefahren, da seit längerer Zeit kein Arzt mehr vor Ort ist und das Krankenhaus angeblich ausgestorben ist. Noch in Deutschland waren wir ziemlich ratlos, wie es denn weitergehen sollte, als uns Dr. Mahele (der verantwortliche Arzt der Adventisten für Zentralafrika) kontaktierte. Er begleitete uns schließlich nach Batouri. Die Fahrt in einem kleinen ruckeligen gelben Alliance-Bus blieb uns diesmal erspart, da wir in einem normalen Auto durchgerüttelt werden durften – was deutlich angenehmer ist! Außerdem ist die Straße inzwischen zumindest zum Großteil asphaltiert, lediglich das letzte Stück ist Lehmpiste, die unser Fahrer aber auch in einem atemberaubenden Tempo (man könnte auch sagen: in halsbrecherischer Weise) überflog.
Während unseres kurzen Aufenthaltes in Batouri (diesmal im Hotel, aber auch das ohne unnötigen Schnickschnack!) hatten wir fast durchgehend Strom und Wasser – ein unbekannter aber nicht unangenehmer Luxus. Statt Stille und Dunkelheit dröhnte abends Musik aus allen Bars und viele Einheimische genossen frisch gegrillten Fisch und ein kühles Bier am Straßenrand – so auch wir!
Im Krankenhaus außerhalb der Stadt hingegen... keinerlei Action. In der Tat gibt es seit dem Weggang des Arztes kaum Patienten und das verbliebene Personal harrt dort seit drei Jahren fast ohne Lohn aus. Trotz der desolaten Lage waren wir in einer gewissen Weise positiv überrascht, weil das Hospital weitgehend gut instandgehalten wurde und wir diesmal auch endlich unser Bettenhaus in fertigem Zustand sehen konnten. Dies war ein besonders schöner Augenblick für uns, da es uns vor drei Jahren viel Energie und Herzblut gekostet hatte und wir leider damals vor der Fertigstellung abreisen mussten. Außerdem haben wir erfahren, dass nächste Woche ein neuer Arzt aus den Philippinen für ca. zwei Jahre hier arbeiten wird, was uns und den Angestellten zumindest für die nähere Zukunft Hoffnung gibt. Zusammen mit Solange - der guten Seele des Krankenhauses - Dr. Mahele und dem Hausmeister François überlegten wir im Team, welche nächsten Schritte in dieser Situation sinnvoll wären. Zum einen fanden wir es wichtig, bereits Vorhandenes zu erhalten (z.B. Reparatur des Generators, des Brunnens und des Mofas). Zum anderen war es vor allem dem Krankenhausteam ein Anliegen, das Erscheinungsbild und die Patientenversorgung des Krankenhauses weiterhin zu verbessern. So schafften wir einige neue Matratzen an, um alte und kaputte zu ersetzen, renovierten das Ambulanzgebäude mit neuem Bodenbelag und erneuerten das recht löchrige Dach. Außerdem waren wir uns einig, dass neue Wandfarbe ein relativ günstiges Mittel ist, ein Gebäude (und auch alte Bettgestelle) innerhalb kürzerer Zeit ansehnlicher zu gestalten! Von einigen Mülleimern und ein paar eindringlichen Worten während der einberufenen „Réunion“ erhoffen wir uns die weitere Verbesserung der hygienischen Zustände, was für ein gutes Erscheinungsbild und das Wohlbefinden der Patienten ganz besonders wichtig ist.
Insgesamt hatten wir trotz der eigentlich trostlosen Lage bei der Abreise ein recht gutes Bauchgefühl (was nicht mit dem Durchschütteln des Inhaltes desselben auf holprigen Lehmstraßen in Zusammenhang steht!).
Dieses Gefühl bestätigte sich heute noch, als wir Dr. Mahele samt seiner Familie zum großen Schlemmen und netten Gesprächen wiedertrafen (er war schon früher aus Batouri abgereist) und danach den neuen Doktor in seinem Hotel besuchten. Er kommt mit seiner Frau von den Phillipinen, war vorher schon in Nepal und in Sambia und wird nun die nächsten zwei Jahre das Krankenhaus von Batouri leiten. Das Ehepaar war uns gegenüber sehr offen und nett und wir denken, dass es gut funktionieren könnte. Ein wenig mulmig war es den beiden allerdings schon und wir würden am liebsten noch einmal nach Batouri mitkommen! Leider lässt die beschränkte Zeit das diesmal nicht zu und so müssen sich die beiden jetzt erstmal alleine durchwurschteln...
Morgen früh geht es schon wieder weiter Richtung Nordwesten und Njinikom, worauf wir uns alle auch schon sehr freuen! Wir werden voraussichtlich eine Nacht in der Provinzhauptstadt Bamenda übernachten, um unseren Freund Augustine dort zu treffen. Außerdem muss man dann nicht in der Dunkelheit mit dem Buschtaxi noch die Berge hinauf fahren...
Von dort werden wir uns sicherlich wieder melden.
Bis dahin herzliche Grüße aus der kleinen Oase inmitten von Yaoundé.
Das Kamerun-Team
Njinikom
18. August 2012
Liebe in Gedanken Mitreisende,
wir sitzen gerade auf der Terrasse unseres Hauses in Njinikom, im Nordwesten Kameruns, und schauen aus ca. 1700 Höhenmeter hinab auf ein endloses Meer aus grasbewachsenen Bergen und Tälern. Sonne und Nebel wechseln sich ab, es geht ein lauer Wind, die Vögel zwitschern, die Kühe weiden friedlich auf der angrenzenden Wiese und ab und zu hört man ein Quieken von unserer „Schweinefarm“ nebenan – kurz gesagt, ein Idyll!
Am Montagabend sind wir in unserer zweiten Heimat Njinikom angekommen! Nach einer doch etwas eng gequetschten 8-stündigen Fahrt mit dem Bus von der Hauptstadt Yaoundé zur hiesigen Provinzhauptstadt Bamenda fanden wir recht schnell ein Buschtaxi, das uns mitsamt dem ganzen Gepäck und nun schon in der Dunkelheit den Berg hinauf nach Njinikom bugsierte. „Mit dem ganzen Gepäck“ ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn bei all den persönlichen und den mit Spenden gefüllten Rucksaecken und Koffern hatten wir am Busbahnhof von Yaoundé doch tatsächlich vergessen, einen großen Koffer aus dem Taxi auszuladen! Und noch dazu den Koffer mit Brillen, Spenden für die Zahnstation und Medikamenten! Allerdings bemerkten wir dies erst 2 Tage nach unserer Ankunft in Njinikom, als wir unsere Spenden sortieren wollten! Tagelang haben wir uns große Vorwürfe gemacht, den hiesigen Busbahnhof abgesucht, an dem in Yaoundé angerufen etc., bis wir erfuhren, dass wir den grossen Koffer im Taxi in Yaoundé vergessen hatten. Schliesslich erfuhren wir, dass der Fahrer diesen in unsere Unterkunft zurückgebracht hatte und er nun sicher dort steht. Was für ein Glück, dass es in Kamerun so ehrliche Menschen gibt! Oder war es doch nur die Angst, mit einem Fluch besetzt zu werden, wenn man einen Koffer mit Weißen-Zauberei (etliche Zähne und chirurgische Instrumente) öffnet...?
Doch zurück zur Fahrt an sich: auch unsere beiden Afrika-Neulinge haben bereits lernen dürfen, dass Warten zu einer der elementaren Fähigkeiten in Kamerun – wahrscheinlich in Afrika an sich – gehört. Als wir am Busbahnhof ankamen, lautete die Information, dass der nächste Bus in etwa 5 Minuten kommen und dann ganz schnell abfahrbereit sein sollte. Wir alle waren höchste zufrieden, als schon nach einer Stunde der Bus um die Ecke bog und nach weiteren (nur) anderthalb Stunden die Fahrt Richtung eigener „Tankstelle“ (= ein Kanister in einem Hinterhof) losruckelte.
Spät abends hier angekommen, wurden wir von mehreren Klosterschwestern mit viel Tamtam begrüßt, der Tisch war gedeckt und wir erfuhren, dass wir nun im „Doctor's House“ mitsamt eigener Haushälterin wohnen würden! Für uns eine – wenn auch sehr ungewohnte – große Ehre!
Da unser Aufenthalt heuer nur sehr kurz ist, schwang sich die Krankenhausleiterin Sr. Xaveria gleich am ersten Tag mit großem Eifer ans Telefon und informierte die Leiter der waehrend unserem letzten Aufenthalt initiierten Project Hope-Außenstellen über unseren baldigen Besuch. Und schon an den nächsten beiden Tagen ging es gemeinsam mit unserem guten Freund Augustine los zu den betreffenden Orten. Da wir die Außenstellen sozusagen seit der ersten Stunde begleiten und ihnen vor drei Jahren ein kleines Startkapital zur Verfügung gestellt hatten, war es für uns nun wichtig, von ihren Erfahrungen der letzten Zeit zu hören und zu sehen, wie weit die Projekte inzwischen gediehen sind. Viele hatten sich den Start einfacher vorgestellt und dachten, ihr Projekt würde schon nach kurzer Zeit so weit sein wie Project Hope in Njinikom. Allerdings bedachten sie nicht, dass Project Hope in Njinikom seit 13 Jahren in kleinen Schritten wächst und auch viele Rückschläge hinnehmen musste. Andererseits waren wir beeindruckt, dass doch an allen Orten kleinere oder größere Projekte ins Leben gerufen wurden, z.B. Selbsthilfegruppen für HIV-Infizierte und Waisenkinder, Aufklärungsaktionen in Schulen oder Aidstests und Nachbetreuung für HIV-Positive. Ein Beispiel kann zeigen, wie schwierig es ist, die Hoffnung der Menschen aufrecht zu erhalten: eine Gruppe von HIV-Infizierten versuchte, sich nach dem Vorbild von Njinikom ein Einkommen durch Schweinezucht zu erwirtschaften. Leider kam eine Epidemie und tötete alle Tiere nach mühsamer Aufzucht. Neben einem großen finanziellen Schaden erlebte die Gruppe dadurch auch eine große Enttäuschung ihrer Hoffnungen. Als dann noch der Leiter der Gruppe seiner Aids-Infektion erlag, verloren die anderen Gruppenmitglieder zunächst alle Hoffnung und die Gruppe zerbrach. Erst nach einem weiteren Jahr waren sie bereit, sich wieder neu zu formieren.
Aber es gibt auch das positive Beispiel von Gruppen, deren Mitglieder sich praktisch ohne fremde Hilfe seit drei Jahren gegenseitig unterstützen und ihre Situation dadurch verbessern können. Wir werden uns demnächst mit Augustine und Sr. Xaveria besprechen, in welcher Weise wir die einzelnen Orte und ihre Projekte fördern können.
Grüße von der Alm in Njinikom!
Euer/Ihr Kamerun-Team
Heimfahrt
28. August 2012
Liebe Kamerun-Freunde,
man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. So ähnlich geht es auch unserem Team. Gerade hatten wir uns in Njinikom so richtig eingelebt, da mussten wir heute morgen auch schon wieder Abschied nehmen von unseren Freunden und Projekten vor Ort. Glücklicherweise konnten wir noch einiges erledigen in den letzten Tagen und auch für ein paar schöne Begegnungen war noch Zeit.
Wie christlich geprägt das Land ist, durften wir letzten Sonntag in der Kirche von Njinikom erleben: wir fanden uns pünktlich um 6.00h morgens (ja wirklich!) zum Hauptgottesdienst ein, als sich ein besonderer Gast neben uns in die Bank gesellte – eine Ziege. Das sehr katholische Tier wollte nicht von unserer Seite weichen und lauschte andächtig den Gesängen. Von uns aus hätte die Ziege auch bleiben können, aber der Ordnungsdienst griff dann doch ein und zerrte sie unter einigem Protestblöken seitens der Ziege und verhaltenem Kichern der gesamten Gemeinde aus der Bank...
Am Montag besuchten wir noch die fünfte Außenstelle von Project Hope in der Nähe von Bamenda, der Hauptstadt der Region Nordwest. Wiederum waren wir erstaunt, was sich alles verändert hat in den letzten Jahren. Es wurde uns aber auch bewusst, dass das Projekt sich wohl nicht mehr nur wie zur Anfangszeit mit Ehrenamtlichen betreiben lässt. Auch in Njinikom hat Sr. Xaveria mittlerweile einige verdiente Helfer fest für das Projekt angestellt, da die Arbeit einfach zu viel geworden ist und Menschen mit Familie nicht tagtäglich ohne Lohn arbeiten können. Auch in den anderen Orten kämpfen die Angestellten, die gleichzeitig im Project Hope und im Krankenhaus arbeiten müssen, mit der Doppelbelastung. Daher haben einige Leiterinnen beschlossen, in Zukunft mehr Personal für das Aids-Projekt zur Verfügung zu stellen, wenn es finanziell irgendwie möglich ist. Was das Personal betrifft, haben auch wir unsere Meinung inzwischen etwas verändert. Was wir anfangs sehr bewunderten und für unterstützenswert hielten – die ehrenamtliche Arbeit – kommt uns mittlerweile als fast unmenschlich vor. Wir finden es gut, wenn engagierte Menschen für ihre tägliche Arbeit am Monatsende auch mit einem festen Lohn rechnen dürfen. Genau das würden wir nämlich auch wollen...
Am Nachmittag schlenderten wir noch gemütlich über den Markt in Bamenda, um Mitbringsel zu ergattern, als plötzlich ein gewaltiger Wolkenbruch niederging. Innerhalb kürzester Zeit floss soviel schlammiges Wasser von allen Seiten herbei, dass es der ohnehin schon große Abfluss nicht mehr schlucken konnte und die Straße vor uns verwandelte sich in einen See. Erst einige Zeit, nachdem der Regen aufgehört hatte, verkleinerte sich der Schlammsee und wir konnten unseren kleinen Unterstand vor einem Marktstand wieder verlassen. Nach diesem Erlebnis hatte uns allerdings auch die Kauflaune verlassen und wir waren froh, dass ein Auto mitsamt unserem gut gelaunten Fahrer und Freund Bo-Paul auf uns wartete, um uns trocken heim nach Njinikom zu bringen.
In den vergangenen Tagen trafen wir außerdem noch Sr. Helen, die wir vor drei Jahren in Gobo im hohen Norden Kameruns besucht hatten. Was für ein schönes Wiedersehen! Sie ist mittlerweile an einen anderen Ort versetzt worden und betreut die Schulkinder dort aus der Ferne. Drei Kinder sind inzwischen mit der Grundschule fertig geworden und werden ab Herbst die Mittelschule besuchen. Zu den bisherigen 20 Kindern sollen auch zehn neue eingeschult werden, so dass unser Projekt trotz einiger Versetzungen weiterlaufen kann.
Was Project Hope und die Außenstellen angeht, haben wir lange nachgedacht und ausführliche Gespräche mit den Leitern der verschiedenen Außenstellen, sowie Augustine Bangsi und Sr. Xaveria geführt. Wir haben uns schließlich dazu entschlossen, einen Koordinator für sämtliche sogenannte „Health Clubs“ der Umgebung zunächst für zwei Jahre einzustellen. Nach dieser Probezeit soll die Bezahlung möglichst von den Project Hope-Stationen übernommen werden.
Fast in jeder Schule, aber auch außerhalb der Schulen, existieren diese Clubs, in denen sich Kinder und Jugendliche zusammenschließen, um gegen die Ausbreitung von HIV zu kämpfen, indem sie sich an gewisse moralische Regeln und Verhaltensweisen halten. Die Bildung von Gruppen ist im Nordwesten Kameruns traditionell sehr verbreitet, so dass es Gruppen für Familien mit aufgenommenen Waisen, für Kranke, für Frauen, für Männer etc. gibt. Ziel soll es nun sein, dass der Koordinator mit all diesen Gesundheitsclubs zusammenarbeitet und den Mitgliedern durch Aufklärungsarbeit hilft, sich nicht mit HIV anzustecken.
Wir selbst konnten sehen, wie offensiv mittlerweile an das Thema herangegangen wird, wenn sich die Selbsthilfegruppen in Njinikom treffen. Sie haben Lieder geschrieben, in dem sie ihre Mitmenschen – infizierte wie auch gesunde – motivieren, der Krankheit den Kampf anzusagen und gleichzeitig die Kranken nicht auszugrenzen. So wollen sie das Tabu der Krankheit brechen und die Stigmatisierung und Unwissenheit verringern. Wir waren begeistert, mit welcher Hoffnung und welcher Kraft sie die Lieder vortrugen und so für die ganze Bevölkerung zum Vorbild wurden. Und wie es der Name sagt, soll Project Hope besonders den Mutlosen wieder neue Hoffnung im Leben schenken.
Für die einzelnen Project Hope-Außenstellen förderten wir in diesem Jahr vor allem Projekte, durch die bedürftige HIV-Kranke sich ein Einkommen erarbeiten können, z.B. durch Tierzucht, Gemüseanbau o.ä. Dazu unterstützen wir die einzelnen Project Hope-Stellen noch finanziell für die Begleitung der Gruppen und Hausbesuche bei den Kranken, die oft weit entfernt wohnen. So haben wir versucht, dieses Mal die noch am Anfang stehenden Außenstellen kurzfristig zu unterstützen und haben uns vorgenommen, nächstes Mal in den weiter entwickelten Außenstellen sogenannte IGAs (Income Generating Activities) aufzubauen. Das sind kleine Unternehmen, mit denen sich ein nicht-profitables Projekt wie Project Hope ein regelmäßiges Einkommen sichern kann, ähnlich wie durch den vor 5 Jahren errichteten Schweinestall in Njinikom. Allerdings müssen dafür die Strukturen vor Ort bereits weiter entwickelt sein.
Inzwischen ist Njinikom schon wieder weit weg, wir sitzen in Yaoundé in der uns vertrauten Casba und genießen den Abend. Heute um Mitternacht geht es Richtung Flughafen und um 4 Uhr heißt es „Abflug in unser altes Leben“.
Kurz war es diesmal, aber intensiv. In den drei Wochen haben wir viele Dinge angestoßen, einige Gespräche geführt und durften nebenbei wieder einmal in unsere geliebte Afrika-Heimat eintauchen. Auch für unsere beiden Jetzt-nicht-mehr-Afrika-Neulinge war es eine intensive Zeit mit vielen kleinen Erlebnissen am Rande, die solch eine Reise schließlich ausmachen.
Es bleibt uns jetzt nur noch, die vielen fröhlichen Dankes-Lieder, die berührenden Ansprachen und das herzliche Gedrückt-Werden weiterzugeben:
Vielen Dank für die Spenden und die moralische Unterstützung!
Kamerun ist eine Reise wert – jeder ist eingeladen mitzufliegen!
Auf hoffentlich nächstes Jahr!
Vive le Cameroun!
Ihre/Eure
Karl, Anna, Daniel und Rosemarie
Reiseberichte 2009
Wieder im BGL
Freitag, 23. Oktober 2009
Liebe Kamerunfreunde,
zwei Wochen nach unserer Rückkehr schreiben wir nun unsere letzte Rundmail. Nachdem wir Batouri verlassen und die letzten Erledigungen in Yaoundé geschafft hatten, konnten wir noch einige Tage in Kribi entspannen. Da das Wetter der Regenzeit entsprechend war, blieb uns nichts weiter, als zu Lesen und die Seele baumeln zu lassen. Für einen richtigen Sonnenbrand hat es jedoch trotzdem gereicht. Am zweiten Tag wurde das Hotel fast von einem Bach, der zum reißenden Fluss angewachsen war, weggeschwemmt. Da das Personal jedoch nicht sehr panisch reagierte, ließen auch wir uns nicht aus der Ruhe bringen. Und im Gegensatz zu anderen Zimmern kam bei uns auch kein Wasser durch das Dach.
So konnten wir am 9. Oktober schweren Herzens Kamerun verlassen und uns wieder an den „weißen“ Alltag und das herbstlich-winterliche Wetter hier in Deutschland gewöhnen. Mittlerweile haben uns Uni und Arbeit wieder und es wird wohl noch etwas dauern, bis wir unsere Erlebnisse und Aktivitäten dieses Sommers in einem Vortrag präsentieren werden (Film schneiden, Fotos sortieren etc. braucht auch seine Zeit). Dazu wird aber rechtzeitig eine Einladung verschickt…
Als letztes bleibt uns noch, uns bei allen zu bedanken, die uns über die letzte Zeit so kräftig unterstützt haben, sei es durch Material- oder Geldspenden, praktische Hilfe oder ein aufbauendes Wort. Besonders haben uns auch die Rückmeldungen auf die Rundmails gefreut, die recht ermutigend waren.
Namentlich möchten wir Herrn Dr. Holzheu danken, der mit seiner Stiftung das gesamte Projekt in Batouri finanziert, und uns damit sehr großes Vertrauen entgegengebracht hat. Außerdem geht ein herzlicher Dank an die vier deutschen Mädels Anna, Anika, Claudia und Lena, die uns – ohne uns zu kennen – einige Materialspenden mit nach Kamerun gebracht haben. In Kamerun haben wir die deutsche Krankenschwester Esther kennengelernt, für deren herzliche, offene Art und selbstlose Gastfreundschaft wir uns bedanken wollen.
Außerdem gilt unser Dank auch dem Missionar Hans-Jürgen in Batouri und dem „Zivi-Installateur“ Daniel, die uns mit vielen wertvollen Tipps und Baumaterial versorgt haben.
Ein riesengroßes Dankeschön geht an unsere Schatzmeisterin Britta Schmitt für die viele Arbeit mit den Finanzen von zu Hause aus. Vielen Dank!
Und bevor wir nun unsere letzte Rundmail abschließen, ist es uns ein Anliegen, unseren Eltern zu danken, ohne die wir wahrscheinlich nicht so viel erreicht hätten: Danke für die Unterstützung, stete Ermutigung und die kritische Hinterfragung, für den Flughafenhol- und bringdienst, die Finanzspritzen, Euer offenes Ohr für unsere Erzählungen und Eure Fürsorge.
In diesem Sinne - Vive le Cameroun
zurück zur Übersicht 2009
Wie sieht das neue Gebäude inzwischen wohl aus??? Das war die brennende Frage, die uns schon wochenlang bewegt hat. Als wir nach der diesmal nur dreieinhalb Stunden langen Fahrt aus dem Alliance-Bus stiegen, war unser erstes Ziel die Baustelle: Ein wenig enttäuscht waren wir zugegebenermaßen, dass das Dach noch nicht fertig war, aber dafür steht jetzt ein beeindruckender Rohbau auf dem ehemaligen Handballfeld. Da im Moment Regenzeit ist, haben sich die Bauarbeiten ein wenig verzögert. Doch ist es in unserem Sinne, wenn solide und ordentlich gebaut wird statt „schnell-schnell“ und schlampig. Es freut uns sehr, dass sie sich so viel Mühe geben und mit Liebe zum Detail arbeiten. Wir haben während der letzten Woche die verbleibenden Details besprochen und schließlich den halben Baumarkt leergekauft, wofür uns der Inhaber sogar eine Cola spendiert hat.
Ein anderer Händler stand eines morgens mit einem (noch) lebendigen Hahn vor unserer Türe – als Dankeschön, dass wir seinen Sand gekauft haben! Da wir mit dem Schlachten und dem Kochen auf offenem Feuer nicht sehr vertraut sind, haben wir dies einer kameruner Freundin überlassen. Gegessen haben wir ihn dann gemeinsam und er hat vorzüglich geschmeckt...
Natürlich ist es schade, dass wir die Vollendung des Baus diesmal nicht persönlich miterleben dürfen. Umso mehr freuen wir uns auf die Fotos von der Fertigstellung, die uns versprochen wurden.
Bei unserem zweiten Projekt bekamen wir leider nur noch die Planung mit. Die Frage, ob wir einen Brunnen bauen sollten, beschäftigte uns lange, vor allem, da wir bei der Durchführung nicht vor Ort sein können. Doch scheint das Beheben des Wassermangels für den Doktor Priorität zu haben. Und als wir noch einmal am eigenen Leib erfahren durften, wie sich mehrere Tage ohne Wasser anfühlen und wir uns davon überzeugt hatten, dass das Krankenhaus mit dem Spendengeld sehr sorgsam umgegangen ist, entschlossen wir uns schließlich für den Bau. Nach Rücksprache mit Herrn Dr. Holzheu haben wir uns mit dem Brunnenbauer getroffen und das Projekt angestoßen.
Da wir während unseres ersten Aufenthalts in Batouri im Juli/August aufgrund der vielen Planungen nicht die Zeit gefunden hatten, „unsere“ Dörfer zu besuchen, wollten wir dies dann noch unbedingt nachholen. Gemeinsam mit der Hebamme, die für die Dörfer zuständig ist, haben wir eine Tour mit dem Mofa in den Busch gemacht. Wir haben ein wenig mit den Dorfchefs und Einwohnern über die letzten zwei Jahre geredet und die Zeit genutzt, zusätzlich Kinder zu impfen und Moskitonetze zu verteilen. Manchmal wurden wir auf dem Weg angehalten, um schnell im Stehen noch eine Schwangere oder ein Neugeborenes zu impfen. ...in Deutschland wäre das unvorstellbar!
Außerdem erwartete uns eine äußerst kuriose – aber für Kamerun irgendwie typische – Geschichte. Nachdem wir Batouri verlassen hatten, um unsere Projekte in Gobo und in Njinikom zu besuchen, ging das Gerücht um, dass im Adventisten-Krankenhaus Weiße lebten, die Tausendfüßler gegen großzügige Bezahlung kauften (5 € pro Stück!!). Frauen brachten diese in der Hoffnung auf das große Geld säckeweise zum Hospital. Manche witterten ein so großes Geschäft, dass sie sogar Kinder bezahlten, um die Tausendfüßler einzufangen. Dies ist umso erstaunlicher, weil sich Kameruner eigentlich vor diesen Tieren ekeln (ähnlich wie wir vor Spinnen). Einige waren wohl schon gekocht und verbreiteten einen dementsprechend unangenehmen Geruch. Andere waren noch lebendig, entkamen durch ein Loch in der Tüte und krochen im ganzen Gebäude umher. Leider mussten die Krankenhausangestellten alle Hoffnungen der geschäftstüchtigen Frauen zunichte machen und sie mit gerümpfter Nase wegschicken. Das Gerücht hielt sich trotzdem hartnäckig. Die Behörden ließen schließlich im Radio durchsagen, dass es naiv wäre, seine Zeit und sein Geld wegen einer solch unglaubwürdigen Geschichte zu verschwenden. Dies scheint gefruchtet zu haben, denn nach unserer Ankunft wollte uns schließlich niemand mehr Tausendfüßler verkaufen... Es bleibt uns übrigens ein Rätsel, wie dieses Gerücht überhaupt entstanden ist!
An unserem letzten Abend gab es eine große Feier mit der gesamten Belegschaft des Krankenhauses auf der Terrasse des Doktors. Einige Mitarbeiterinnen waren vom Dienst freigestellt, um den ganzen Tag zu kochen und so wurden wir mit einem wahren Festmahl und einem richtig lustigen Abend aus Batouri entlassen. – Mission beendet!
Nun werden wir uns noch drei Urlaubstage am Strand gönnen, bevor es am Freitag schließlich zurück nach Deutschland geht.
Viele Grüße noch ein letztes Mal aus Kamerun,
Anna und Karl
...jetzt waren’s nur noch zwei...
Dienstag, 22. September 2009
Inzwischen liegt auch Njinikom hinter uns und uns umweht der Wind der Großstadt – ja, wir sind wieder in Yaoundé. Hier hatten wir nun zwei Tage Zeit, unsere „Bankgeschäfte“ zu erledigen, Wassertanks für Batouri zu kaufen und einmal genussvoll durch einen westlichen und völlig überteuerten Supermarkt zu schlendern, aus dem wir schließlich angesichts der Preise doch nicht so viel mitgenommen haben wie geplant. Doch seien uns diese Träume vom Luxus ein letztes Mal gegönnt, bevor wir wieder in unseren heißgeliebten Buschbus namens „Alliance Voyages plus“ steigen und uns durch sanfte Schaukel- und Ruckelbewegungen durchkneten lassen dürfen – frei nach dem Motto:
Geschüttelt, nicht gerührt.
Unsere zwei jeweils 1000 Liter Wasser fassenden Tanks für Batouri (ehemalige Whiskey-Tanks) haben wir gestern beim Straßenhändler erstanden und per Pousse-Pousse zur Busgesellschaft bringen lassen, die sie in den nächsten Tagen nach Batouri bringen wird.
Aber nun zurück zu unseren letzten Tagen in Njinikom. Während wir noch auf unserer Fahrt durch die Außenstationen von Project Hope waren, sind vier deutsche Medizinstudentinnen samt rund 500 Brillen aus Bad Reichenhall in Njinikom angekommen. Die Nachricht hat sich schnell herumgesprochen und in der Folge klopfte das halbe Dorf an unsere Türe und bat um Brillen. Deshalb kennt uns inzwischen fast jeder in Njinikom und viele sind nun glücklich mit einer Lese-, Fernsicht- oder sonstigen Brille versorgt (siehe Foto).
Während der letzten Woche besuchten Michael und Karl Schulstunden in der Secondary School Njinikom, der Partnerschule unserer Bad Reichenhaller Hauptschule. Es handelt sich um eine Art Realschule, in der man gleichzeitig eine technische Ausbildung erhält. Da die Schule kaum über Lehrmittel verfügt und sich die meisten Schüler auch keine Schulbücher leisten können, ist der Unterricht wenig anschaulich und die Schüler schreiben vor allem von der Tafel ab. Vielleicht können wir zumindest für das Techniklabor die nötige Ausrüstung aus Deutschland schicken. Außerdem brachten wir einen von den Hauptschülern gedrehten Film mit, der ein wenig das schulische Leben und den Alltag deutscher Jugendlicher zeigt. Die Direktorin wird ihn während der nächsten Zeit zeigen – wir sind gespannt auf die Reaktion!
Vielleicht kann man ja das gängige Vorurteil abbauen, dass alle Deutschen in Palästen wohnen und einen eigenen Tennisplatz, Swimmingpool und Privatjet besitzen...
Doch unser Hauptprojekt war, Project Hope nach dem Vorbild Njinikoms in fünf weiteren Orten zu beginnen. Dieses Vorhaben ist den Mitarbeitern ein großes Anliegen, und deshalb liegt es uns am Herzen, den Grundstein für das weitere Wachstum zu legen. Um den Ablegern eine richtige Heimat zu geben, sollen dort zuerst einmal Büros eingerichtet werden und das Personal geschult werden. Zusätzlich wird Augustine Bangsi von Njinikom aus die Mitarbeiter in den Dörfern einmal im Monat besuchen und die Projekte in ihrem Wachstum unterstützen. Da die großen Hilfsorganisationen eher konkrete Aktivitäten als den Aufbau und den Unterhalt solcher Einrichtungen unterstützen, bekommt Project Hope von ihnen dafür keine Hilfe. Deshalb haben wir auch die Schweinezucht erweitert, um die laufenden Ausgaben wie Fahrtkosten und Materialbedarf zu decken. Auch wenn wir uns somit heuer auf Neuland begeben, hoffen wir, dass dieser Same ähnlich reiche Früchte tragen wird wie in Njinikom.
Letzten Sonntag machten wir uns schließlich noch auf, den Mount Boyo, den Hausberg Njinikoms, zu erklimmen. Zuerst kamen wir gut voran durch das mannshohe Gras, aber kurz vor dem Gipfel holte uns ein Regenschauer ein. Daher blieb uns kaum Zeit, den herrlichen Ausblick über die grüne Berglandschaft mit ihren Wasserfällen zu genießen. Der Weg hinab wurde recht glitschig und wir legten uns des öfteren unfreiwillig ins Gras. Unten angekommen sahen wir dann aus wie nach einer Schlammpackung und die Einheimischen riefen uns Mitleidsbekundungen zu...
Wie man sehen kann, hatten wir während unseres Aufenthalts in Njinikom auch ein wenig Zeit für Ausflüge und abendliche Besuche bei unseren Freunden und konnten Njinikom mit dem guten Gefühl verlassen, unsere „To-do-Liste“ komplett abgearbeitet zu haben.
Morgen früh geht es dann nochmals auf in den Osten, wo wir uns vom Fortschritt des Baus überraschen lassen möchten...
Es grüßt das verbleibende Kamerun-Duo
Anna und Karl
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Back home in Njinikom
Samstag, 12. September 2009
Nach den langen und abenteuerlichen Reisen in den Osten und den Norden sind wir alle froh, einmal wieder ein paar zusammenhängende Tage an einem Ort verbringen zu dürfen, ohne Schlaglöcher unter uns zu spüren.
Da Sonja nur noch die ersten drei Tage hier mit uns verbringen durfte, bevor sie nach Douala und schließlich in den deutschen Alltag zurückkehren musste, versuchten wir während dieser noch gemeinsamen Zeit möglichst viele alte Bekannte zu treffen. Unter anderem konnten wir auch gleich ein erstes offizielles Treffen mit der Krankenhausleiterin Sr. Xaveria und dem Leiter von Project Hope, Augustine Bangsí, arrangieren. Unser „Income generating project“, die Schweinezucht für Project Hope, scheint sehr gut zu laufen. Wir haben die Tiere gleich an unserem ersten Tag besucht und konnten uns kaum wieder von ihnen trennen, doch der feine Duft, der uns in die Nase stieg, drängte und dann doch zum Aufbruch. Auf alle Fälle ist es gut, dass nicht WIR sie schlachten müssen, wenn ihr Tag gekommen ist! Bis dahin jedoch können wir behaupten, dass sie wirklich artgerecht gehalten werden und alle „quiek“-fidel sind... Aus dem Gewinn können der Schweinehirte, Routinekosten, Transportkosten und eine Mitarbeiterin finanziert werden.
Nachdem „Project Hope Njinikom“ sich neun Jahre nach seiner Gründung inzwischen gut etabliert hat, von Unicef als das beste Aidsprojekt Kameruns ausgezeichnet wurde und von der Bevölkerung rund um Njinikom akzeptiert und wertgeschätzt wird, soll dieses Projekt nun auch in anderen Krankenhäusern und Gesundheitszentren in der Region Northwest begonnen werden. Es wurde beschlossen, den „Kopf“ von Project Hope mit Augustine Bangsí in Njinikom zu lassen und Projekt-Filialen zunächst in fünf Institutionen der Franziskaner- Schwestern zu starten. Die Grundwerte sollen überall die gleichen sein, jedoch können die jeweiligen Leiter ihr Projekt an die regionale Situation und die spezifischen Probleme anpassen.
Um herauszufinden, welche Aktivitäten in den einzelnen Institutionen schon stattfinden, was die jeweiligen lokalen Probleme sind und was gebraucht wird, um Project Hope zu starten, sind wir gemeinsam mit Augustine in die fünf Orte gefahren: Shisong, Bafut, Bali, Wum, Ntase.
Die Institutionen sind von hier aus ca. 60 bis 150km entfernt und einige Straßen gleichen eher Trampelpfaden als Hauptstraßen. Doch mit dem krankenhauseigenen Geländewagen und einem erfahrenen Fahrer haben wir sogar das sehr abgelegene und in eine Berglandschaft eingebettete Örtchen Wum erreicht, wo wir gerne eine Nacht verbrachten. Die Männer schliefen in den Privatzimmern des Health Centers, wo Karl um zwei Uhr Besuch bekam – zu seinem Leidwesen entpuppte sich dieser jedoch als Kakerlake, die es dreist unter das Moskitonetz geschafft hatte und ihn im Nacken kraulte. Währenddessen durfte Anna im Konvent bei den Schwestern nächtigen, doch auch wenn sie geträumt hat, einen Schleier zu tragen (wirklich!), ist sie am nächsten Morgen zu ihrer Erleichterung nicht als Nonne aufgewacht...
Alle Begegnungen mit den Mitarbeitern der Hospitäler in den Dörfern waren sehr interessant und wir sind erstaunt, wie viel diese mit ihren wenigen Mitteln auf die Beine stellen. Während der nächsten Tage werden wir gemeinsam mit Augustine diskutieren, wie wir welche Teilprojekte in den einzelnen Orten beginnen können. All die Ordensschwestern und Mitarbeiter setzen sehr viel Hoffnung auf uns und wir werden versuchen, aus unseren – angesichts des großen Vorhabens – bescheidenen Mitteln das Beste herauszuholen.
Nächste Woche wird leider auch Michael zurück in die Heimat entlassen.
Anna und Karl werden sich dann nach einigen Erledigungen in Yaoundé wieder nach Batouri begeben. Wir haben schon gehört, dass die Bauarbeiten gut vorangehen und sind schon sehr gespannt...
Viele Gruesse von eurem noch verbleibendem Kamerun-Trio wuenschen Anna, Karl und Michi
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Das Gobo Abenteuer
Dienstag, 25. August 2009
Unsere heutige Rundmail schreiben wir aus Njinikom, wo wir gerade in unserem gemütlichen Wohnzimmer sitzen und die letzten Tage revue passieren lassen.
Nachdem wir alle Planungen in Batouri abgeschlossen und alles außer den letzten Kleinigkeiten besprochen hatten, machten wir uns auf den langen Weg in den uns noch unbekannten Norden bis in das kleine Dorf Gobo. Wir sind extra ganz früh am Morgen mit dem ersten Bus losgefahren und kamen immerhin 5 Kilometer weit, bis es unter Karls und Sonjas Hintern laut krachte –Achsbruch! Dank des Fahrers, der gleich zu Fuß zurück nach Batouri eilte, um eine neue Achse zu besorgen, konnten wir auch schon nach fünf Stunden unsere Fahrt Richtung Hauptstadt (Yaoundé) fortsetzen. Schließlich kamen wir um zwei Uhr Nachts - rot gepudert vom Straßenstaub - in Yaoundé an, wo wir den gesamten Folgetag damit verbrachten, ein Zugticket für die erste Klasse zu ergattern. Als glückliche Ticketbesitzer warteten wir dicht gedrängt in der Bahnhofshalle, bis um Punkt sechs Uhr abends die „Schleusen“ geöffnet wurden und uns der Menschenstrom in den Zug mitriss. Unerwartet pünktlich tuckelten wir aus dem Bahnhof los. Nachdem wir die Vorstadt-Slums passiert hatten, wurde es bald dunkel, so dass wir von der unberührten Urwaldlandschaft leider wenig mitbekamen. An jeder Haltestelle wurden wir von Kindern und Händlern aus unserem ohnehin leichten Schlaf gerissen, die uns lautstark ihre Waren wie Honig, Früchte und Gemüse durch das Zugfenster anboten und nach leeren Flaschen bettelten. Am nächsten Morgen fuhren wir gleich nach unserer Ankunft in Ngaoundéré weiter nach Yagoua, unserem letzten Zwischenstop vor Gobo. Schließlich fielen wir nach 28 Stunden Non-Stop-Reisen wortwörtlich „gerädert“ in unsere Betten.
Wie Ihr sicher schon bemerkt habt, wird das Reisen hier nie langweilig. Und so wurde auch unsere letzte Etappe wieder zu einem Abenteuer. Da sich die „Straße“ nach Gobo in der Regenzeit in sumpfige Seen verwandelt und so für Autos unpassierbar wird, wurden wir samt unserem Gepäck kurzerhand auf Mopeds geladen. Gekonnt manövrierten uns unsere Fahrer durch Maisfelder, Dornengestrüpp, vorbei an tückischen Schlammlöchern – und auch manchmal geradewegs hinein. In solchen Fällen hieß es: „bitte absteigen“ und wir hatten die einmalige Gelegenheit, unsere Waden mit einer sonnengewärmten kamerunischen Schlammpackung zu verwöhnen. Sr. Helene aus Gobo versicherte uns später zu unserer Erleichterung, dass sich in diesen Gewässern bestimmt keine Würmer tummeln würden... Trotz allem genossen wir diese Fahrt durch die wunderschöne, weite Savannenlandschaft mit den verstreuten Boukarous - den traditionellen, idyllisch wirkenden Rundhütten des Nordens.
Endlich! Nach 4 Tagen Reiseerlebnis von Batouri aus quer durch Kamerun waren wir sehr froh, dreckig aber heil an unserem Zielort Gobo angekommen zu sein. Wir wurden herzlichst von den dort lebenden Nonnen Sr. Helene und Sr. Ursula aufgenommen und drei Tage lang liebevoll umsorgt.
Das kleine Dorf an der Grenze zum Tschad ist durch die fast fehlende Infrastruktur von der Außenwelt praktisch abgeschnitten. Es gibt dort weder Strom noch fließend Wasser. Für dringende Nachrichten kann man entweder so lange Richtung Tschad marschieren, bis man das ausländische Handynetz findet oder auf dem altbewährten Weg einen Briefboten schicken. Diese Abgeschiedenheit und auch die Mentalität in dieser Region sind wohl die Hauptgründe für die Schwierigkeiten, mit denen die Bevölkerung speziell dort zu kämpfen hat. Auf der einen Seite begegneten uns die Leute dort zurückhaltend und überaus freundlich. Auf der anderen Seite befinden sich viele in einem Geflecht aus Armut, fehlender Bildung, Perspektivlosigkeit, Alkohol- und Drogenmissbrauch. Abends saßen wir oft mit den Ordensschwestern bei Kerzenschein zusammen, um über ihre Erfahrungen in Gobo zu sprechen. Ihre Geschichten über so manches Einzelschicksal ließen uns mal ratlos, mal betroffen zurück. Vor allem die völlige Rechtlosigkeit der meisten Frauen und die Erzählungen über häufige häusliche Gewalt gaben uns viel Diskussionsstoff, auch darüber, ob und wie man so eine Situation ändern kann.
Die Ordensschwester haben in den letzten Jahren schon mehrere Projektversuche gestartet, die in dieser Region leider keinen Erfolg gezeigt haben. Nach langen Überlegungen sind wir der Meinung, dass Bildung die zur Zeit einzige Möglichkeit ist, die Gesamtsituation langfristig zu verbessern. Bereits während der letzen zwei Jahre haben wir 15 jungen Mädchen die Schulbildung ermöglicht. Sie alle kommen aus ärmsten Verhältnissen und hätten ohne Unterstützung wahrscheinlich keine Chance, im Leben Fuß zu fassen. Unter anderem haben wir Claire besucht, ein 14-jähriges Mädchen, das man auf 8-9 Jahre schätzen würde. Sie ist Halbwaise und sorgt für ihre drei Geschwister und ihre Mutter, die sich nur auf dem Boden robbend fortbewegen kann. Wir freuen uns sehr, dass sie ihr Klassenziel erreicht hat und weiterhin zur Schule gehen möchte. Wir werden dieses Projekt wie geplant weiterführen und mit Hilfe der Spenden zusätzlich 20 weitere Kinder unterstützen.
Auch über die Rückreise könnten wir natürlich wieder seitenweise erzählen – aber nur so viel: auf dem Mofa hat uns der Tropenguss erwischt...
Also zum Schluss nur kurz und knapp - viele Grüße aus Njinikom
Das Kamerunquartett
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Endlich vereint in Batouri
Donnerstag, 06. August 2009
Liebe Vereinsmitglieder, Kamerunfreunde und natürlich Freunde und Familie,
nach anfänglichen Verzögerungen sind vor einer Woche jetzt auch Karl und Michael bei uns im Osten in Batouri angekommen. Unsere Gruppe ist nun also komplett. Mit den beiden kam auch das getauschte Spendengeld für die geplanten Projekte, das in CFA-Scheinen sicherlich eine halbe Schuhschachtel füllt.
Geplant waren bisher eine Bettenstation und ein Brunnen – jedoch konnten wir von Deutschland aus die Lage vor Ort sehr schlecht einschätzen und wussten nicht, ob die Projekte überhaupt realisierbar sein würden.
Erfreulicherweise wurden wir hier jedoch sehr positiv überrascht. Das „Hôpital Adventiste de Batouri“ ist gut ausgelastet und seit unserem letzten Besuch hat sich vieles verbessert. Der Warteraum ist immer voll – nicht zuletzt dank des guten Rufs von Dr. Ndaa und dessen „Promotion-Aktionen“. So kann man sich zum Beispiel diesen Monat diverse Hernien (Nabelbruch etc.) zum Sonderpreis operieren lassen!
Auch das Personal prägt den guten Ruf des Krankenhauses, da es nicht bestechlich ist (wie in staatlichen Krankenhäusern üblich) und sich sehr menschlich um die Kranken kümmert, wie uns viele Patienten erzählen.
Unsere Impfprojekte laufen weiterhin, der Wassertank ist Gold wert und der neu gebaute Kreißsaal tut seine Dienste. Auch sonst hat sich einiges getan: Heute hat schon das Personal - inklusive Doktor - überall auf dem Gelände Müll aufgesammelt. Vor unserem Zimmer besonders gründlich?? Unsere Hygiene-Lektion von vor drei Jahren hat also scheinbar Wirkung gezeigt...
Inzwischen gibt es zudem ein kleines „Bistro“, das die Patienten und Angehörigen mit belegtem Baguette versorgt und Francois (der Haustechniker) hat einen neuen und größeren Müllverbrennungsofen gebaut. Somit hat uns die sehr zufriedenstellende Gesamtsituation in dem Entschluss bestärkt, den Neubau des Bettenhauses zu beginnen.
Um auch attraktiv für „zahlende“ Patienten zu sein, die einen etwas höheren Anspruch stellen, reicht es nicht mehr aus, die alten Patientenzimmer in der ehemaligen Ölpresse weiter zu renovieren. Deshalb haben wir schon in Deutschland einen Antrag auf den Bau des Bettenhauses bei der Dr.-Holzheu-Stiftung gestellt, die uns nun die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung stellt. An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei der Stiftung und bei Herrn Dr. Holzheu für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken.
Die Planungen für den Bau sind recht zeitaufwendig, aber mittlerweile wird das Fundament ausgegraben. Leider verzögert sich die Lieferung des Sandes schon seit Tagen - einmal war der Lastwagen kaputt, dann hat es geregnet, man darf auf die nächste Erklärung gespannt sein...
Zumindest ist der Bau des Bettenhauses angelaufen – was an sich für uns alle schon eine sehr große Herausforderung darstellt. Ein Brunnen zur unabhängigen Wasserversorgung des Krankenhauses wäre zwar eigentlich sehr wichtig, ist jedoch technisch sehr aufwendig und in der kurzen Zeit unseres Aufenthaltes in Batouri wahrscheinlich nicht zu realisieren. Doch die endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen...
Was uns persönlich angeht, ist die Stimmung in unserem Team sehr gut – abgesehen von gelegentlichen Bauchschmerzen, was für Europäer in Kamerun leider nicht ganz zu vermeiden ist. Aber nach einer gewissen Eingewöhnungsphase haben wir uns inzwischen auch mit dem Plumpsklo vor der Türe - und seinen kleinen und größeren, wahlweise 6- oder mehrbeinigen Bewohnern - arrangiert.
Da wir im hintersten der Patientienzimmer wohnen - das ist das Zimmer, in dem vor drei Jahren noch die Ziegen gehaust haben – ist der Kontakt zu den Kranken eng und wir bekommen recht viel mit. Manchmal leider etwas mehr als wir uns wünschen. Gleich an Karls und Michaels erstem Abend ist im Nebenzimmer eine Frau gestorben und die stundenlangen Klageschreie der Angehörigen gingen uns durch Mark und Bein. Als Europäer sind wir es nicht gewohnt, die Trauer so nach außen zu tragen, hier in Afrika schreit man sich seinen Schmerz von der Seele. Vielleicht ist das als Form der Trauerbewältigung auch gar nicht so schlecht...
Aber es gab auch viele erfreuliche Erlebnisse. Einmal haben wir mit drei jungen Patientinnen Nudeln auf dem Feuer in der verrauchten Patientenküche gekocht. Das Echo der Kameruner auf das „Weißen-Essen“ war geteilt, uns hat es auf alle Fälle geschmeckt.
Am Sonntag waren wir in einer kleinen Freikirche, der Gottesdienst hat ca. viereinhalb Stunden gedauert, dafür gab es im Anschluss noch hervorragendes Fufu für alle. Am Abend fuhren Anna und Sonja noch außerhalb von Batouri auf einen „Berg“ um die weitreichende Urwaldlandschaft und den Sonnenuntergang zu genießen.
Ansonsten sorgen wir als Weiße bei den Einheimischen immer wieder für Verwunderung. Als sich Anna einmal in der Stadt in die Sonne zum Warten hingesetzt hat, bekam sie gleich Gesellschaft von ein paar Kindern, die sich zu ihr setzten (man muss wissen, dass Kameruner die Sonne wenn möglich meiden). Auf die Frage eines Einheimischen, was sie denn da tun, antworteten sie nur: „Wir spielen Weiße. Wir sitzen in der Sonne.“
So verläuft unser Aufenthalt hier in Batouri recht kurzweilig, es gibt immer etwas zu tun, aber auch für die persönlichen Kontakte bleibt uns genug Zeit. Nächste Woche werden wir dann in den Norden aufbrechen und die Kinder in Gobo besuchen. Darauf sind wir schon sehr gespannt. Aber das erzählen wir dann ein anderes Mal...
Herzliche Grüße,
das Kamerunteam
P.S. Über die zahlreichen Antworten auf unsere Rundmails haben wir uns sehr gefreut – danke! Leider sitzen wir hier in Batouri immer im Büro eines Paters und teilen uns zu viert einen PC, so dass wir keine persönlichen Mails zurückschreiben können. Wir freuen uns jedoch trotzdem immer sehr über Neuigkeiten und Feedbacks von zu Hause...
Einreise mit Hindernissen
Donnerstag, 30. Juli 2009
Liebe Kamerunfreunde,
endlich sind auch wir (Michi und Karl) in Yaoundé angekommen. Nachdem Michi am Sonntag am Flughafen festgestellt hatte, dass sein Pass und Impfpass in der Wohnung liegengelassen hat, konnte er erst am Diensteg nachkommen. Auch zwei Koffer kamen erst mit ihm. Darin war das ganze persoenliche Zeug, in meinen beiden Koffern kamen nur Medikamente, ein Monitor und zwei Marmeladenglaeser. Der Zoll hat die Koffer dann geoeffnet und ich musste die Beamten mit 50 Euro besaenftigen.
Dann hatte ich zwei Tage im schwuel-heissen Douala totzuschlagen. Angesichts der Hitze konnte ich "leider" nur rasten und "Siddharta" lesen, die Hitze Indiens passt eh auch gut zu Kamerun. Michi ist am Dienstag Abend gekommen, er hatte wenigstens keine Probleme mit dem Zoll, aber lernte dafuer die Hartnaeckigkeit der Koffertraeger kennen.
Gestern ging es dann weiter nach Yaoundé, wo wir heute Traveller-Checks tauschen und dann fahren wir weiter gen Osten. Dort erwartet und schon die bessere Haelfte unseres Teams, die Nachrichten von dort sind sehr positiv, wir werden einiges realisieren koennen. Naeheres bei unserer naechsten Mail.
Alles Gute nach Deutschland.
Vive le Cameroun
Karl und Michi
Into the wild
Montag, 20. Juli 2009
Unsere Grüße kommen heute aus unserer „WG“ im abgelegenen Batouri. Sonja tippt gerade auf dem ersten deutschen, mittlerweile akkulosen Medion-Notebook diese Rundmail, Anna hält den Laptop-Stecker in der kameruner Steckdose fest und Elvis Presley sorgt mit seinen Songs währenddessen für gute Laune.
Natürlich hat es doch noch etwas länger gedauert, bis wir es endlich hier her an unseren ersten Einsatzort geschafft haben – wie das meistens in Afrika so ist...
Was uns diesmal aufgehalten hat, war die zufällige Begegnung mit einer deutschen Krankenschwester, die in Yaoundé ein Missionskrankenhaus aufbaut und uns zu sich eingeladen hat. Bei unserem Besuch konnten wir einige Ideen und Erfahrungen austauschen und uns am Ende sogar spontan bei einer Operation nützlich machen. So hatten wir die Möglichkeit, auch hier die Arbeitsbedingungen kennenzulernen, die sicherlich noch nicht mit europäischem Standard vergleichbar sind. Es ist wieder ein wertvoller Kontakt geknüpft, den wir sicherlich halten werden.
Am nächsten Morgen brachen wir dann in den Osten auf, nicht ahnend, dass die Fahrt zwei Tage dauern und ein Erlebnis für sich werden würde. Uns war es ja nichts Neues, dass man sich in einem fensterlosen Kleinbus zusammen mit 43 Personen 20 Sitze teilen kann. Wir wunderten uns allerdings über die Einstellung, einen bereits vor der Fahrt reparaturbedürftigen Bus erst während der Reise in Etappen reparieren zu können. Nach den ersten drei Pannen ging es zunächst im Schritttempo auf der Lehmpiste weiter, die sich mittlerweile in deutlich schlechterem Zustand als vor zwei Jahren befindet. Die kleineren „Pfützen“ waren für den Fahrer noch kein Problem, doch vor einem riesigen Schlammloch hieß es dann zum Glück: „Alle aussteigen“. So sahen wir von der Ferne aus zu, wie sämtliche Holzlaster - und zuletzt auch unser kleiner Bus - in das Loch rutschten, um sich dann geschickt wieder hinaus zu manövrieren. Letztendlich sind wir doch wohlbehalten aber müde in Batouri angekommen.
Hier teilen wir uns diesmal zusammen mit einer einheimischen Praktikantin Patientenzimmer im Krankenhaus.
Gut, dass wir Stirnlampen und Hüttenschlafsäcke dabei haben, denn in unserem Zimmer befindet sich kein unnötiger SchnickschnackJ Das heißt, es gibt weder Türen, Licht noch Bettlaken. Aber zumindest hat jeder seine eigene Matratze, was sonst in vielen Wohnungen in Afrika nicht unbedingt der Fall ist. Außerdem haben wir Weißen die Möglichkeit, Dusche und Plumpsklo im OP zu nutzen. Zugegeben mussten wir uns anfangs beide erst an den Standard hier gewöhnen, haben aber bald bemerkt, dass man sich auch ohne unseren gewohnten Luxus rasch wohlfühlen kann.
Die durch den Zoll geschleusten Spenden kamen zu unserer großen Freude genau zum richtigen Zeitpunkt.
Sowohl die von einzelnen Personen gesammelten Materialien, als auch die von der Dr.-Holzheu-Stiftung gespendeten Medikamente sind eine große Hilfe für das Krankenhaus, denn vieles war gerade ausgegangen oder ist hier gar nicht zu bekommen.
Inzwischen haben wir schon erste, sehr gute, Gespräche mit Dr. Ndaa und dem Personal geführt, um Projektplanungen zu konkretisieren und gemeinsam heraus zu finden, was durchführbar wäre. Es motiviert uns, dass sich das Krankenhaus während der vergangenen zwei Jahre weiter selbständig entwickelt hat und unter anderem mit dem Bau von Privatzimmern für Patienten begonnen wurde. Was die Infrastruktur betrifft, ist die Stromversorgung von Batouri deutlich besser geworden, wobei längere Perioden ohne Wasser immer noch ein großes Problem für die Region darstellen. All das werden wir in Betracht ziehen, um in den nächsten Tagen möglichst richtige Entscheidungen zu treffen.
Es bleibt weiterhin spannend...
Viele Grüße Sonja und Anna
Ankunft in Yaoundé
Dienstag, 14. Juli 2009
Liebe Vereinsmitglieder, liebe Kamerunfreunde und natürlich Freunde und Familie!
Da der Verteiler in unserem gmx-account nicht mehr richtig funktioniert, haben wir beschlossen, eine neue e-mail-Adresse einzurichten: procam.kamerun@gmail.com
Also: Nach endlosen Diskussionen mit der kameruner Botschaft haben wir letztendlich kurz vor unserem Abflug unser Visum erhalten und können so jetzt tatsächlich unsere erste Rundmail aus Yaounde verschicken. Wir sind wieder wohlbehalten in Kamerun angekommen – zumindest erstmal 2 von uns (Anna und Sonja) – und durften schon bei der Einreise unsere ersten kleinen und großen Wunder erleben. Einchecken in Deutschland, mit mäßig vielem Übergepäck wurde mit einem sympathisch breiten Grinsen akzeptiert. Unser doch etwas zu groß geratenes Handgepäck durften wir zwar komplett auspacken, aber dann auch freundlicherweise wieder einpacken! Am Flughafen in Douala wurde es dann noch etwas spannender. Denn der Kofferträger, der uns am Zoll vorbeiführen sollte, wurde trotzdem von den Zollbeamten aufgehalten. Wir konnten gar nicht so schnell reagieren, als schon der erste Koffer geöffnet wurde. Schweißausbruch, Zittern, Hilfe! Jetzt half nur noch beten! Denn das war der einzige Koffer mit unseren zollfreien Privatsachen. Beim nächsten würden ihnen die medizinischen Spenden entgegenkommen und das würde ein stundenlanges Hin-und-Her bedeuten und viel Geld kosten. Ein strenger Blick des Zollbeamten und dann die sehr erleichternde Aussage: „Ca va“ – das wars, geht durch. Gott-sei-Dank!
Inzwischen sind wir in der Hauptstadt Yaounde angelangt, von wo aus wir nach den letzten Vorbereitungen (Geldtausch etc.) gen Batouri aufbrechen werden. Dort werden auch Karl und Michi zu uns stoßen, um unsere Gruppe zu vervollständigen, worauf wir uns schon freuen. Was uns persönlich betrifft, hatten wir schon einige wirklich nette Begegnungen und konnten uns so recht schnell wieder einleben. Dadurch sind wir voller Elan, unsere Projekte in Angriff zu nehmen und sind gespannt, was wir in der nächsten Rundmail zu erzählen haben.
Bis dahin Herzliche Grüße
Sonja & Anna
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Dienstag, 23. Okt 2007
Seit zwei Wochen sind wir nun wieder in Deutschland…
Es ist, als wären unsere letzten Tage in Njinikom schon eine Ewigkeit her und es ist irgendwie schwierig, alles so aufzuschreiben, als wäre es erst gerade passiert.
Karl arbeitet schon seit 3 Wochen in der Nähe von Lille (Frankreich) in einer Schule als Deutschlehrer und versucht, den jungen Franzosen die ersten Worte deutsch beizubringen. Sonja schreibt die ersten Deutsch- und Erdkundeprüfungen ihres Semesters. Britta sitzt unerwarteterweise gleich zu Anfang ihrer Karriere in der Chefetage und sieht ihre neue Heimat Herborn nur bei Nacht und Peter plant, in einer Woche nach Perth zu fliegen, um dort für Air Race zu programmieren. Anna hat versucht, sich innerhalb von 5 Tagen auf eine Prüfung vorzubereiten, für die ihre Mitstudenten 3 Monate gelernt haben und wartet noch auf das Ergebnis. Außerdem musste sie ihre Doktorarbeit abbrechen und die Arbeit von 8 Monaten ist im Reißwolf gelandet. Wir stehen also alle wieder mitten in unserem mehr oder weniger normalen Leben bzw auch am Anfang eines neuen Abschnitts und Kamerun scheint unendlich weit weg.
Tja, während der letzten Tage in Njinikom haben wir versucht, alle Projekte so weit zum Laufen zu bringen, dass wir die Restarbeit Augustine und dem Project-Hope-Team überlassen konnten. Zwei Tage vor unserem Aufbruch hatten wir glücklicherweise noch bemerkt, dass wir schon einen Tag früher als gedacht zurückfliegen mussten. Am Tag vor unserer Abreise wussten wir dann nicht, wie wir all die Abschlussgespräche und Verabschiedungen noch in die wenigen Stunden stecken sollten.
Doch wir haben es geschafft – jeder ist verabschiedet und alle Projekte laufen!
Unsere Ziegen konnten wir noch persönlich zu den Familien bringen.
Evaristus, ein Mitarbeiter von Project Hope, war jeden Tag stundenlang durch die Berge gewandert, um nach gesunden Ziegen Ausschau zu halten. In dieser Zeit gab es viele Todesfälle, so dass für die Feiern viele Ziegen geschlachtet werden mussten und es in der Gegend sehr schwierig wurde, gesunde und geeignete Tiere zu finden. Doch letztendlich grasten 29 junge „goats“ mehr oder weniger friedlich im Krankenhausgarten und warteten auf ihr neues Zuhause. Wir brauchten nur zwei Taxifuhren, um die Ziegen – im Kofferraum zusammengepfercht und halb erstickt – in das 20 Minuten entfernte Ashing zu bringen. Die Mütter der Waisenkinder waren schon alle versammelt, hatten für uns Danke-Lieder, Tänze und etwas zu Essen vorbereitet. Sie haben uns versprochen, dass sie das Beste daraus machen werden und haben vorgeschlagen, nach einem Jahr pro Familie den Wert von einer Ziege wieder einer anderen Gruppe zur Verfügung zu stellen. Als wir schon zu Hause waren, bekamen sie Unterricht von einem Tierarzt, wie sie die Tiere am besten halten sollen und welche Krankheitsanzeichen es gibt. Ein Mitglied einer anderen Gruppe erzählte ihnen von seinen Erfahrungen im Umgang mit Ziegen und die Mitarbeiter von Project Hope unterrichteten die Familien in Hygiene, Kindererziehung und richtiger Ernährung. Mit diesem Rundum-Programm hoffen wir, dass sie das Maximum aus unserer Investition herausholen und ihre Kinder und Waisenkinder zur Schule schicken können.
Auch die Vollendung des Gartenprojekts haben wir in die Hände eines Mitarbeiters von Project Hope gelegt. Er besucht die HIV-Gruppe fast jeden Tag, um zu sehen wie sie zurecht kommen und sie notfalls zu unterstützen. Nach unserer Abreise fand auch die Übergabe der Hühner statt – jede Familie bekam 2 Hennen und einen Hahn. So können sie einen Teil ihres Eiweißbedarfs mit Eiern decken und den Hühnernachwuchs verkaufen. Auch diese Gruppe war damit einverstanden, Samen und Setzlinge aus der eigenen Zucht in Zukunft an weitere Gruppen abzugeben.
Außerdem hatten wir noch eine andere Idee. Nachdem wir in Yaoundé die Moskitonetzfabrik kennen gelernt hatten, in der HIV-Positive beschäftigt werden und in der die ersten Netze im Land selber hergestellt werden können, bestellten wir dort noch 50 Stück, um sie unseren HIV-positiven Gruppenmitgliedern zu übergeben. Sie sind durch ihre Abwehrschwäche sehr anfällig und werden mit einer Malaria nur schwer fertig. Die großen Organisationen denken jedoch meist nur an die Kinder und nicht an (schwache) erwachsene Menschen, so dass uns das ein Anliegen war. Außerdem konnten wir so die neu entstandene Fabrik unterstützen.
Unser Schweinestall wurde leider auch nicht ganz fertig, solange wir in Njinikom waren. Doch zumindest konnten wir noch die Wände und den Boden entstehen sehen und uns vorstellen, wie er am Schluss aussehen wird. Letzte Woche bekam ich eine Email von Augustine, dass der Stall bis auf Türen und Waschbecken fertig sei und dieses Wochenende die Tiere gekauft werden sollten. Die Project-Hope-Mitglieder sind sehr stolz auf ihr eigenes Projekt und erhoffen sich, nun ein eigenes Budget haben zu können, mit dem sie kalkulieren und die Unkosten begleichen können.
Kurz vor unserer Abreise haben wir auch noch die Zusage der Bad Reichenhaller Hauptschule bekommen, eine Schulpartnerschaft mit der Secondary School in Njinikom eingehen zu wollen. Die Direktorin der Njinikomer Schule, Schwester Bernadette, freut sich sehr darauf und ist gespannt, was daraus werden kann. Vor allem fände sie einen Briefkontakt und den Austausch von Information wichtig. In Afrika kann man sich oft schlecht vorstellen, was einen europäischen Jugendlichen bewegt, dass auch wir in unserem Alltag Sorgen und Probleme haben und was Bildung in Europa bedeutet. Und hier werden sich viele Schüler fragen, was junge Menschen in einem afrikanischen Dorf bewegt, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen und wie sehr sie oft für ihre Bildung kämpfen müssen.
So, das war ein kurzer Überblick über die Arbeit unserer letzten Tage in Njinikom.
Im Moment sind wir dabei, unsere Homepage zu aktualisieren, so dass Sie dort wieder aktuellste Informationen, Berichte und Fotos finden können.
Außerdem werden wir uns – sobald wir etwas Zeit finden – an das Schneiden eines neuen Films und die Vorbereitungen für Vorträge machen. Es wird ein wenig dauern und vor Weihnachten wird es wohl noch keine Gelegenheit für einen Vortrag geben. Auch aus dem Grund, dass wir zur Zeit in aller Welt verstreut sind. Doch sobald ein Ende absehbar ist, werden wir Ihnen die Termine für die Vorträge bekannt geben.
Wenn Sie einen Überblick über unsere Projekte und deren Kosten bekommen möchten, schreiben Sie uns einfach eine kurze Email an diese Adresse, denn wir haben beschlossen, dieses Mal keine Spendenaufstellung auf die Homepage zu stellen, wo sie für jeden zugänglich wäre.
Am Schluss bleibt mir nur, Ihnen allen noch einmal herzlich zu danken, für die finanzielle, tatkräftige und vor allem mentale Unterstützung und herzliche Grüße von unserem ganzen Team auszurichten. Unsere kamerunischen Freunde setzen viel Hoffnung darauf, dass wir wiederkommen und all unsere Projekte weiterführen. Wir werden versuchen das zu tun so gut wir können und vielleicht findet sich ja der ein oder andere, der einmal Lust hätte, vor Ort mitzuhelfen.
Vive le Cameroun!
Montag, 24. September 2007
Wir sitzen hier im Internetcafé und hoeren, wie sich unsere jungen Ziegen ueber das Wetter beschweren – es ist einfach zu unbequem, so im Regen mitten im Krankenhausareal stehen zu muessen, weit weg von Mama-Ziege und Papa-Ziege…
Gestern mussten Britta und Karl uns schon Richtung Douala verlassen – die Zeit vergeht viel zu schnell… Doch wir konnten in den letzten Wochen und Tagen noch einiges gemeinsam erleben und einige Projekte beginnen.
In Njinikom gibt es eine von den Ordensschwestern geleitete Schule, in der man einen mit dem Realschulabschluss vergleichbaren Abschluss machen kann. Wir wurden eingeladen, uns ein bisschen umzuschauen. Unerwarteterweise hatten die Kinder ein ganzes Nachmittagsprogramm fuer uns vorbereitet, mit Reden, Chorgesang und traditionellen Taenzen in recht leichter Kleidung und eindeutigen Bewegungen. Sowohl Schueler als auch Ordensschwestern waren sehr erheitert!
Die Schulleiterin Sr Bernadette erzaehlte uns, dass ihr von Zeit zu Zeit Schueler „zulaufen“ (das wuerde uns in Deutschland wohl nicht so schnell passieren). Sie moechten gerne zur Schule gehen, obwohl die Eltern die finanziellen Mittel nicht haben oder nicht ausgeben wollen. Es ist fuer sie schwierig, diese Kinder wieder nach Hause zu schicken.
Am Ende des Programms zeigten wir unseren Kindern noch die Laola-Welle und werden jetzt im Dorf von etlichen Kindern mit einem „huuuuuuhhhh“ begruesst!
Wir wollen nun versuchen, eine Partnerschaft mit einer Schule in unserer Region aufzubauen.
Dann, der Schweinestall…
Inzwischen sind die Ziegelsteine (dank Peters tatkraeftiger und allseits bewunderter Mithilfe, die sogar in der Kirche erwaehnt wurde) fertig, das alte Muellloch gefuellt, ein neues gegraben und die Fundamente halb fertig. Im Moment warten wir auf eine neue Ladung Steine, die leider nur zusammen mit Sand geliefert werden kann (den wir aber leider nicht mehr brauchen). Das Problem ist, dass der (einzige) grosse LKW aus der naechsten Stadt nur mit Sand kommt, um dann, wenn er schon einmal hier ist, auch Steine aus dem naechsten Steinbruch zu holen. Inzwischen hat sich Sr. Xaveria erbarmt, Sand fuer das Hospital zu bestellen, den sie bestimmt irgendwann einmal brauchen werden kann. Wir hoffen, Anfang naechster Woche weiterbauen zu koennen!
Die Wartezeit haben wir inzwischen anders genutzt. Das Krankenhaus, und vor allem Project Hope, versuchen mit den Traditional Healers (= Medizinmaenner und –frauen) zusammenzuarbeiten und sie so auszubilden, dass sie ernste Faelle erkennen und die Patienten dann zum Hospital schicken koennen. Ausserdem soll erreicht werden, dass sie bei ihrer oft blutigen Behandlung keine Krankheiten uebertragen. Njinikom Hospital scheint in der Region das einzige Krankenhaus zu sein, von dem sie sich respektiert und integriert fuehlen. Wir finden es sehr gut, dass traditionelle Medizin und „White-Men’s-Medicine“ in Kontakt bleiben, statt nur uebereinander zu schimpfen, da immer noch die meisten Patienten zuerst zum traditional healer gehen, bevor sie sich fuer eine teurere Krankenhausbehandlung entscheiden.
Das letzte Treffen mit den Wunderheilern ist schon 2 Jahre her gewesen. Deshalb haben wir uns entschlossen, einen Auffrischungskurs zu sponsern - das hiess im Wesentlichen Verpflegung in Form von Fufu und Palmwein (der uns gemeinerweise gestolen wurde, da jemand ihn wohl fuer eine Totenfeier besser brauchen konnte). Trotzdem war der Kurs ein Erfolg: Mehrere Mitglieder von Project Hope haben Vortraege ueber Hygiene, Aids, Malaria, Buchfuehrung etc. gehalten und es wurde darueber diskutiert, wie man in Zukunft noch besser zusammenarbeiten kann.
Gestern waren wir in Tinifoinbi, einer kleinen Siedlung eine Stunde Fussmarsch von Njinikom entfernt. Schon letztes Jahr haben wir dort eine Gruppe von Aidspatienten besucht und wollten herausfinden, wer die Unterstuetzung durch Ziegen am meisten noetig hatte. Leider sind die von CARE versprochenen Ziegen fuer diese Gruppe nie gekommen. Nachdem wir ihnen letztes Jahr so viel Hoffnung gemacht haben, haben wir beschlossen, sie nun mit unseren gesammelten Spenden zu unterstuetzen. Bei einem Gespraech mit den 7 Mitgliedern stellte sich heraus, dass sie es fuer praktikabler halten, einen Gemuesegarten anzulegen und Huehner zu halten. Dies bedeutet weniger koerperliche Arbeit fuer die oft kranken HIV-Infizierten. Ausserdem reproduzieren sich Huehner (und Kohlkoepfe) schneller, man kann sie in kleinen Portionen auf dem Markt einfach verkaufen und sie stellen eine gute Ergaenzung zum taeglichen Fufu & Njama-Njama dar. Heute haben wir die waehrend der letzten Woche praeperierten Beete besucht und Giesskannen und Spaten verteilt. Am Montag werden dann die Setzlinge gepflanzt. Besonders begeistert hat uns der Vorschlag aus der Gruppe, naechstes Jahr Geld (und Huehnchen) auf die Seite zu legen, um damit das Projekt an eine andere Aids-Gruppe weiterzugeben. Auf Kom (der Stammessprache in dieser Region) hat sich eine der Frauen bei uns bedankt. Wir kennen sie noch von letztem Mal, sie hat inzwischen ihre 3 Kinder verloren. Immer wenn sie die Giesskanne in die Hand nimmt, wird sie daran denken, dass es im fernen Europa Menschen gibt, die trotz ihrer Krankheit hinter ihr stehen. Das hat uns sehr motiviert, weiterzumachen und gezeigt, dass wir zumindest etwas Hoffnung weitergeben koennen.
So, wir haben ja da noch unsere Ziegen…
In Ashing, eine halbe Stunde Fahrt von hier, gibt es eine grosse Gruppe mit 47 Mitgliedern, die sich selber geformt hat, um sich gegenseitig zu unterstuetzen. Diese Gruppe hilft unter anderem 11 ihrer Mitglieder, die Waisenkinder in der Familie haben.
Bei einer Runde Fufu haben wir gemeinsam mit ihnen beschlossen, diesen 11 Mitgliedern Ziegen zu geben, damit sie aus den Einkuenften die Schulgebuehren fuer die bis zu 12 Waisen pro Familie bezahlen koennen. Da wir die Ziele der Gruppe vorbildlich finden, werden wir sie auch bei der Anlage eines gemeinsamen Gemuesegartens unterstuetzen.
Ein Ehrenamtlicher von Project Hope kauft seit Tagen, teilweise gemeinsam mit uns, in den Nachbardoerfern Ziegen auf. Da diese bald wieder aus dem Krankenhaus verschwinden muessen, wo sie im Moment von den Security-Maennern bewacht und gepflegt werden, werden sich morgen die ersten Familien ueber bloekenden Familienzuwachs freuen.
Bevor Karl und Britta fahren mussten, wurden wir noch zu einer kleinen (Verabschiedungs-) Feier bei Project Hope eingeladen. Irgendjemand hatte bei unserer Schneiderin unsere Masse erfragt und uns passgenaue traditionelle Gewaender schneidern lassen. Was fuer eine Ueberraschung! Jetzt koennen wir auftreten wie eine Familie - jeder im gleichen Stoff.
Es wurden einige Reden gehalten, bevor wir uns gemuetlich zusammengesetzt haben und Augustines Geschichten ueber das wundersame Deutschland gehoert haben. Sr Anastasia, die Konvent-Oberin, war fasziniert von den U-Bahngeschichten und fragte, wie da jeder dem Fahrer sagen koennte, wohin er will. Augustine erklaerte ihr, dass man eigentlich garnicht wisse, in welche Richtung man eigentlich unterwegs sein muesste, sondern alle Information nur von einem Plan auf einem Stueck Papier bekommt, der einem dann sagt, wie man wo und mit welcher Bahn hinkommt. Und dass die Bahn dann einfach immer wieder stoppt und man genau wissen muss, wie die Haltestele heisst, wo man aussteigen will, damit man schliesslich dort landet, wo man hin moechte. Jedenfalls klang das alles recht kompliziert und wir haben uns gewundert, wie leicht uns diese Prozedur zu Hause doch faellt.
Die Oberin und Augustine Bangsi (der Leiter von Project Hope) haben diese Gelegenheit ausserdem genutzt, sich ueberschwenglich bei uns fuer den Einsatz zu bedanken. Vor allem sollen wir auch all denen, die hinter uns und den Vorhaben stehen und eigentlich all die Projekte finanziert haben, danken und sie ganz herzlich gruessen. Leider koennen all unsere Spender die Dankesworte nicht persoenlich hoeren und die Gesichter sehen, aber wir hoffen, in unseren kommenden Vortraegen etwas davon weitergeben zu koennen.
An dieser Stelle wuerden wir uns gerne unseren Freunden anschliessen und uns bei allen herzlichst bedanken. Es sind schliesslich unsere gemeinsamen Projekte, mit denen wir versuchen, ein bisschen was zu bewegen. Vielen Dank fuer die finanzielle, materielle und tatkraeftige Unterstuetzung! Wir glauben, dass man etwas erreichen kann, auch wenn man nicht ganz Afrika rettet. Aber zumindest koennen wir Menschen motivieren, weiter fuer ihre Sache zu kaempfen und ihnen zeigen, dass es da irgendwo andere Menschen gibt, die hinter ihnen stehen und an sie denken.
…und natuerlich nicht zu vergessen unsere Eltern und Familien, die nach einigen Zweifeln zu Beginn (Kamerun??? Wieso willst Du ausgerechnet nach KAMERUN???) immer hinter uns stehen und uns unterstuetzen, wo sie nur koennen. Danke!
Damit verabschieden wir uns diesmal und schicken viele Gruesse aus den Bergen Njinikoms!
Montag,10. September 2007
Inzwischen haben wir uns alle (wieder) gut in Njinikom eingelebt und unser erstes und groesstes Projekt hat schon begonnen.
Heute kamen leichte Batouri-Gefuehle auf, als wir morgens entdeckten, dass kein Wasser aus der Leitung kam. Da wir – anders als in Batouri – hier nicht auf so etwas eingestellt waren, haben wir natuerlich keine Wasservorraete angelegt. So warten wir seit dem Tee heute morgen (den wir aus muehsam zusammengesuchtem Wasser saemtlicher Flaschen gekocht haben) immer noch auf Wasser. Eigentlich regnet es zur Zeit sehr viel, aber gerade heute erlaubt uns das sonnige Wetter leider keine Regendusche.
Ansonsten tun die Ordensschwestern alles, um es uns hier gut gehen zu lassen. Wir bekamen extra Essen in der Kantine, das uns vor den Augen der Patienten jeden Tag serviert wurde - in mehreren Toepfen mit verschiedensten Speisen auf „brakeable plates“ (also auf dem guten Porzellangeschirr). Trotz grossen Protests von Seiten der Sisters konnten wir wenigstens das inzwischen abbestellen. Sie lassen es sich aber bis jetzt nicht nehmen, uns immer in die erste Reihe zu zerren, uns bei jeder Gelegenheit ueberschwenglichst zu danken und uns ab und zu nette Kleinigkeiten vorbeizubringen.
Am Samstag bekamen wir eine Fuehrung durch die Apotheke. Dort werden verschiedene Salben, Tabletten, Tropfen und Infusionen aus Rohstoffen selbst hergestellt, um die Preise fuer Patienten moeglichst gering zu halten. Es ist wirklich beeindruckend, was in Njinikom aufgebaut wurde. Unter vollkommen sterilen Bedingungen stellt man hier Infusionen her, verschweisst sie, und schickt sie einmal im Monat in ein Labor zur Qualitaetskontrolle. Die Qualitaet der Tabletten und Salben kann der Apotheker mit einem eigenen Minilabor selbst pruefen. Leider lohnt sich die Eigenproduktion immer weniger, da die importierten Produkte stets billiger werden…
So, jetzt aber zu unseren Projekten:
Wie wir zu Hause bei den Vortraegen schon angekuendigt haben, werden wir dieses Mal vor allem Project Hope, das lokale Aids-Projekt, unterstuetzen. Es ist ein Projekt, das hier vor Ort von der Klinikleiterin Sister Xaveria ins Leben gerufen wurde und ueber keinerlei eigenes Budget verfuegt. Die Mitarbeiter sind (bis auf 3) alle Ehrenamtliche, die hier und da mal eine kleine Anerkennung bekommen. Ausserdem werden alle Projekte von Organisationen oder Privatpersonen finanziert.
Wir haben ja schon letztes Jahr in diesem Projekt mitgearbeitet und waren begeistert von der Struktur, den Ideen und der bevoelkerungsnahen Umsetzung.
Wir haben Augustine Bangsi darin unterstuetzt, einen Kurs in Public Health in Berlin zu besuchen, damit er durch eine bessere Ausbildung neue Ideen und mehr Kontinuitaet in die Arbeit von Projekt Hope bringen kann. Fuer diese Hilfe ist er all unseren Spendern daheim fuer immer dankbar und wir sollen seine herzlichen Gruesse an Sie/Euch alle ausrichten!
Seit er wieder zurueck ist, also seit einem guten Monat, ist er Direktor von Project Hope und versucht sich im Moment in diese verantwortungsvolle Rolle einzufinden.
Wir haben uns mit ihm und Sr. Xaveria zusammengesetzt und hatten die Idee, Project Hope ein eigenes kleines Einkommen zu ermoeglichen. Das grosse Problem bei der Umsetzung fremdfinanzierter Projekte ist naemlich bis jetzt, dass Organisationen zwar Geld fuer ein Projekt selbst geben. Sie legen jedoch alle Ausgaben vorher genau fest und beteiligen sich nicht mehr an den Folgekosten, sobald das Projekt gestartet ist. Die Mitarbeiter von Project Hope muessen aber ihre Gruppen und Patienten regelmaessig besuchen, den Fortlauf der Projekte kontrollieren und Praesenz in den Doerfern zeigen. Da dafuer aber kein Geld vorhanden ist, bekommen die Ehrenamtlichen zur Zeit oft nicht einmal die Transportkosten ersetzt.
Also haben wir beschlossen, auf dem Gelaende des Konvents einen Stall zu bauen, so dass Project Hope eine kleine Schweinezucht betreiben und Huehner aufziehen und verkaufen kann. Somit erhalten sie wenigstens die Moeglichkeit, ihre Routinekosten und den Transport der Ehrenamtlichen zu bezahlen. Alle sind sehr begeistert von unserer Idee, einige Ehrenamtliche helfen beim Bau mit und versuchen das Projekt voranzutreiben. Nachdem ein aehnliches Projekt mit einer Gruppe zur Unterstutzung von Waisen gut laeuft, haben wir uns entschieden die Erfahrungen zu nuetzen und das Prinzip auch fuer Project Hope zu uebernehmen.
Unsere weiteren Projekte werden die Unterstuetzung von HIV-positiven Menschen sowie einer bestehenden Selbsthilfegruppe, die unterm Familien mit Weisenkinder betreut.
Montag, 3. September 2007
Seit unserer letzten Rundmail ist viel passiert…
Eigentlich wollten wir ja letzten Sonntag die Hauptstadt Richtung Nordwesten verlassen, um Sonntag Abend das kleine Dorf Njinikom zu erreichen. Doch alles kam anders als geplant.
Als wir unser Interview mit der Managerin der Anti-Malaria-Organisation CCAM (Cameroon Coalition against Malaria), Frau Dr. Esther Tallah fuehrten, ging es ihr nicht besonders gut, sie wirkte sehr angespannt und konnte sich kaum auf ihren Beinen halten. Es stellte sich heraus, dass sie seit zwei Wochen Tag und Nacht gearbeitet hatte, um den Empfang einer Delegation des EU-Parlamentes vorzubereiten, zu dem sie uns unerwarteterweise an eben diesem Sonntag einlud.
Nachmittags wurden Vortraege ueber die momentane Situation von Malaria in Kamerun gehalten, abends war ein gemeinsames Dinner geplant. Ueber diese Einladung freuten wir uns sehr und so eine Gelegenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen. Doch wer von uns hatte gedacht, dass man bei einer Reise nach Kamerun Abendkleid umd Anzug einpacken sollte…?
In unserer Not, uns moeglichst schnell und billig gut einzukleiden, wandten wir uns an den Pater der Mission, in der wir untergekommen waren. Der packte uns lachend in seinen Jeep und zwei Minuten spaeter fanden wir uns auf dem Zentralmarkt inmitten schreiender Haendler wieder. Innerhalb einer halben Stunde waren beide Maenner in Anzug und Krawatte und die Maedchen in Abendkleid und hochhackigen Schuhen, die das Laufen recht verkomplizierten, dem Anlass gerecht gekleidet.
So fuhren wir - nicht ganz standesgemaess - zu fuenft im knatternden Taxi beim Gesundheitsministerium vor.
Waehrend des Nachmittags wurde das Thema MALARIA von allen Seiten beleuchtet und wir durften einmal aus der Sicht von Politik, Wissenschaft, Organisationsnetzwerken und EU-Delegierten ueber das hoeren, was wir bis jetzt nur in den Doerfern erfahren hatten.
Als wir uns wieder per Taxi auf den Weg zum Restaurant machen wollten, hiess es einfach nur „IHR fahrt natuerlich NICHT mit dem Taxi“, und schon fuhren wir in unserer Limousine mit eigenem Chauffeur in der Kolonne zum Dinner…
Dort haben wir all die Menschen wieder getroffen, die wir bei unserem letzten Yaounde-Aufenthalt kennen gelernt hatten und wieder neue interessante Bekanntschaften gemacht. Leider war der Abend recht kurz, aber am naechsten Morgen fiel es uns so nicht all zu schwer frueh aufzustehen, um den Bus Richtung Njinikom zu nehmen – die erste luxurioese Fahrt auf guten Teerstrassen und mit einem ganzen Sitzplatz pro Passagier!
Es war schon lange dunkel geworden, als wir nach kurviger Fahrt durch die wunderschoene Huegellandschaft endlich ankamen. Das Buschtaxi hatte noch nicht eingeparkt, als schon die Tueren aufgerissen wurden und wir von der Oberin Sr. Xaveria und unserem Augustine Bangsi stuermisch begruesst wurden. Eine Karte auf dem Tisch mit „Welcome back home“, lauter „Welcome“- und „Sleep well“-Schilder und ein fertig zubereitetes Abendessen liessen uns wirklich fuehlen, als waeren wir zu Hause angekommen.
Am ersten Tag haben wir uns durch das Krankenhaus „begruesst“ und „gedrueckt“ und es ist, als waeren wir nur kurz zu Hause in Deutschland auf Besuch gewesen, um wieder nach Njinikom heimzukehren.
Inzwischen haben wir mit Augustin Bangsi, dem Leiter von Project Hope, und Sr. Xaveria, der Krankenhausleiterin, ueber die Planung und Finanzierung der Projekte diskutiert. Die Gespraeche waren sehr ausfuehrlich und wir haben viele gute Ideen gesammelt. Sr. Xaveria war sprachlos (wir haben sie noch nie vorher sprachlos erlebt), also sie hoerte, welche Summe wir fuer die Projekte zur Verfuegung stellen koennen.
Wir alle werden uns jetzt noch einmal Gedanken machen und uns dann fuer die Projekte entscheiden, die sinnvoll und finanzierbar sind. – Das dann ausfuehrlich in der naechsten Mail…
Gestern war der Tag der Afrikanischen Traditionellen Medizin. Und da das Krankenhaus versucht, eng mit den Wunderheilern in den Doerfern zusammen zu arbeiten, waren auch Project Hope und die Sisters zum Treffen der Heiler eingeladen und auch wir durften einen Einblick in die Zusammenarbeit bekommen. Es waere wuenschenswert, dass die Heiler Krankheiten wie Malaria, Aids oder Tuberkulose erkennen und ihre Patienten dann ins Krankenhaus schicken, da immer noch 80 Prozent der Bevoelkerung zuerst den Wunderheiler konsultieren bevor sie sich einem Doktor und der „White Men’s Medicine“ anvertrauen.
Wir sind alle sehr gespannt, was wir die naechsten Tage und Wochen noch erleben und erreichen koennen.
Samstag, 25. August 2007
Wir sind nun seit zwei Tagen wieder in Yaounde und geniessen die Annehmlichkeiten einer kamerunischen Grossstadt wie fliesend heisses und kaltes Wasser, Internet und gute Verkehrswege.
Der Abschied aus Batouri ist uns schwer gefallen. Wir hatten dieses Jahr eine so gute Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus und die Projekte dort liefen wirklich gut.
So konnten wir nach der letzten Rundmail noch in 3 weiteren Doerfern Moskitonetze verteilen und Aufklaerungsarbeit leisten. Auch konnten wir noch eine kleine Unterrichtsstunde fuer die Angestellten des Krankenhauses in Sachen Hygiene, Patientenumgang und Instandhaltung von Geraeten halten. Zum Ende unseres Aufenthalts sind noch die Entscheidungen fuer einen Trinkwssertank gefallen und die Renovierung eines alten Reservoirs. Wir hoffen mit diesen Investitionen die Wassersituation fuer das Krankenhaus und die Patienten etwas ertraeglicher zu machen.
Im Vergleich zur Hauptstadt Yaounde ist Batouri ein Dorf. Die Strassen sind ungeteert und staubig, das Warenangebot sehr beschraenkt und die meisten Einwohner besitzen wenig Bildung und sind oftmals ohne Arbeit. Trotzdem ist die Stadt in 100km Umkreis das groesste Zentrum und das Gefaelle zu den Doerfern ist immer noch riesig. Doch ist es dort im Vergleich zu Yaounde sehr ruhig, die Leute sind gelassener, weniger aufdringlich und jeder kennt jeden.
Am liebsten wuerden wir 5 naechstes Jahr wieder nach Batouri fahren, um die Fortschritte zu sehen und neue Projekte zu starten. Naechstes Jahr sind wir jedoch erstmal mit unserem Studium beschaeftigt. Wir hoffen aber, dass wir die Unterstuetzung des Krankenhauses in Batouri auch in Zunkunft fortfuehren koennen.
Die Busfahrt nach Yaounde war typisch kamerunisch - laut, holprig, staubig, eng und lang. Auf der Hälfte der 12-stündigen Fahrt ging leider eine Fensterscheibe zu Bruch, so dass einige Passagiere bei Regen mit Schirm im Bus sassen und wir nur mit Mühe und Not den Staub wieder aus den Haaren waschen konnten. Doch zuletzt sind wir doch noch in unserer vertrauten Herberge, der Casba angekommen.
Hier in Younde haben wir wieder viele interessante Menschen getroffen. Wir hatten die Moeglichkeit, ein Interview mit einem BioChemie Professor zu fuehren, der sich im Berich Public Health engagiert und gerade im Aufbau einer Moskitonetzfabrik, einer Pilzfarm und eines Radiosenders ist - und das alles ehrenamtlich. Mit diesen Projekten versuchen er und einige Helfer HIV Infizierte und Malariakranke zu unterstuetzen und aufzuklaeren.
Wir sind fasziniert von seinen Ideen und versuchen einen Kontakt zwischen den Schwestern in Njinikom und ihm herzustellen, um den schwierigen Weg des Moskitonetzimports zu umgehen und gleichzeitig die Produktion von Netzen in Kamerun zu foerdern.
Auch konnten wir heute ein kurzes Interview mit der Managerin Dr. Esther der Organisation CCAM (Cameroun Cooperation against Malaria) fuehren. Von ihrem Engagament sind wir begeistert und haben beschlossen, gleich Mitglieder in ihrer noch sehr jungen Organisation zu werden. Ausserdem verbindet uns, dass sie ein paar Jahre lang als Kinderärztin im Kinderspital in Berlin Charlottenburg gearbeitet hat. Wir hoffen, den Kontakt aufrecht erhalten zu können. Wir haben einen Link zur Homepage von CCAM auf die Kamerun-Homepage gesetzt.
Morgen werden wir noch die letzten Besorgungen in Yaounde machen und am Sonntag ist dann die Weiterreise nach Njinkom geplant.
Sonntag, 12. August 2007
Seit 10 Tagen sind wir jetzt in Batouri – einer kleinen verschlafenen Stadt im Osten Kameruns an der Grenze zur Zentralafrikanischen Republik.
…in den letzten 2 Wochen ist viel passiert! Mittwoch vor einer Woche haben wir endlich die letzte und wichtigste Unterschrift vom Zollministerum bekommen und konnten dann am Donnerstag nachmittag endlich unser Gepaeck aus dem Frachtterminal holen.
Fuer uns waren diese vier Tage Kaempfen und demuetig laechelnd auf Unterschriften Warten aufreibend und haben uns alle ans Limit gebracht. Umso groesser war unsere Genugtuung als die Offiziellen verwundert waren, uns SCHON nach 4 Tagen im Allerheiligsten bei unserem Gepaeck zu sehen.
Das „Allerheiligste“ besteht aus einer riesigen Betonhalle, in der hinter deckenhohen Gefaengnisgittern wenige Packete auf ihre geduldig verhandelnden Besitzer warteten.
Ueberall lungerten allzu hilfsbereite Gepäckträger herum, die schon bei unserer Ankunft schrien „Ah die Weißen, die zahlen bestimmt – rupft sie!!“
Als wir dann zu fünft (davon 3 Mädchen – unglaublich!) die 15 Päckchen selbstständig die 10 Meter bis zum Bus getragen haben, hatten wir sie schockiert. Es war ein riesen Spektakel bei dem sogar die Bosse in ihren Büros an die Fenster gekommen sind. Wir haben uns gar nichts dabei gedacht, doch scheinbar reichte diese kleine Aktion aus, eine super Geschichte für sämtliche afrikanischen Freunde und Bekannte von Charles zu machen.
Als das Gepäck dann endlich auf unseren eigens gecharterten Narral-Bus (=Busgesellschaft) geladen war, konnte es nach einer kleinen Motorpanne schließlich nach Batouri gehen.
Die Fahrt war typisch für eine Reise in den Osten – 11h lang, holprig, staubig und laut (unsere Ohren dröhnten als wären wir vor den Boxen einer Diskothek gestanden).
Am nächsten Morgen in Batouri trauten wir dann unseren Augen nicht: Aus der heruntergekommenen und vermüllten alten Ölpresse ist ein recht passables aussehendes Krankenhaus entstanden. Die Mühe vom letzten Jahr hat sich wirklich gelohnt. Das Krankenhauspersonal hat sich unsere Ratschläge vom letzten Jahr zu Herzen genommen und mit ein wenig Farbe, Mülleimern und gemeinsamen neuen Ideen einen ersten großen Schritt getan.
Wir waren von diesen Anstrengungen sehr begeistert und sind überaus motiviert, weiter mit dem Krankehaus in Batouri zusammen zu arbeiten und neue Projekte zu beginnen.
Wir haben uns dann auch gleich in die Arbeit gestürzt.
Nach einem langen, offenen Gespräch mit dem jeweils leitenden Arzt (Dr. Ndaa) und Pfleger (Charles) haben wir ihre und unsere Ideen gesammelt und auf fast europäische Art nach Wichtigkeit geordnet.
Bis jetzt steht schon eine fast fertige neue Toilette. Wir haben gemeinsam ein neues Mofa für die Aufklärungs- und Impfarbeit in den Dörfern gekauft. Außerdem stehen die Pläne für
- den Umbau des Kreißsaals zur besseren und hygienischeren Versorgung der Frauen
- die Wiederingangsetzung der Ambulance, zur mobilen Versorgung von Kranken in der weiteren Umgebung von Batouri
Auch versuchen wir derzeit herauszufinden, wie wir den akuten Wassermangel hier im Krankenhaus etwas lindern können. Das Problem liegt in der Stromversorgung von Batouri. Es gibt zur Zeit nur ca. 2h Strom pro Tag und diesen meist in der Nacht. Der Strom ist jedoch notwenig, um das Wasser in den höher gelegenen Wasserspeicher zu pumpen, aus dem dann die Stadt und das Krankenhaus versorgt wird. Die Stromversorgung des Krankenhauses wird durch einen Generator gesichert, der jedoch hohe Zusatzkosten verursacht. Da das Krankenhaus höher liegt als die Stadt Batouri, fehlt das Wasser zuerst im Krankhaus. Für den OP gibt es bereits eine kleine Regenwasserzisterne, die jedoch für die Pflege und die Patienten nicht ausreicht. Unsere Idee wäre diese Notsituation mit einem Wassertank, der Nachts bei Strom und Wasser gefüllt werden kann, zumindest erträglicher zu machen. Ein Brunnen wäre langfristig die beste Lösung, ist aber zur Zeit von uns und dem Krankenhaus nicht finanzierbar.
Eine gute Nachricht gibt es aus den Dörfern. Das Impfprojekt, dass wir letztes Jahr begonnen haben wird vom Krankenhauspersonal gewissenhaft weitergeführt trotz der weiten Wege und der finanziellen Unrentabilität. Wir versuchen dieses Engangement durch den Kauf des Mofas weiter zu unterstützen sodass stundenlange Fussmärsche zu den Dörfern die Arbeit nicht zusätzlich erschweren.
Auch hatten wir Erfolg mit unseren Moskitonetzen. Zusammen mit Charles haben wir ein uns Konzept ausgedacht, wie wir die Netze in den Dörfern am besten verteilen. Das Problem bei der Vergabe von Netzen besteht darin, dass oftmals die Netze entweder als „Schatz“ im Schrank aufbewart und gehütet werden oder sogar als Einnahmequelle verkauft werden. Wir werden versuchen durch Aufklärungsarbeit die Bevölkerung von der Wichtigkeit des langfristigen Schutzes zu überzeugen.
Bei unserem ersten Dorfbesuch waren wir sehr positiv überrascht, dass die wenigen Netze die schon ausgegeben wurden auch aufgehängt wurden. Leider zielen die bis jetzt durchgeführten Netzkampagnen nur auf Kinder unter 5 Jahren ab. Wir möchten jedoch erreichen, dass die ganze Familie unter Netzen schlafen kann.
…der Wassermangel macht sich auch bei uns bemerkbar. Unsere Kleidung passt sich langsam der rotbraunen Erdfarbe an und wir bekommen Komplimente wie gebräunt wir doch aussähen…
Verloren im System
Mittwoch, 1. August 2007
Wir sind am Samstag Morgen von Kribi in Richtung der Hauptstadt Yaounde aufgebrochen und haben seit dem soo viel erlebt, dass man es auf keinen Fall in einem einzigen Post zusammenfassen kann - schon garnicht mit einer absolut schrecklichen französischen Tastatur.
Wir haben uns für die Fahrt in zwei Gruppen geteilt und während Anna und Britta direkt nach Yaounde gefahren sind, um dort den ganzen restlichen Tag nach einer freien Unterkunft zu suchen, haben Sonja, Karl und Peter den Umweg über Douala genommen um dort die 10 Koffer mit Medikamenten und persönlichen Sachen abzuholen. Eine Unterkunft zu finden war garnicht so einfach, wie wir es uns vorgestellt hatten. Britta und Anna haben lange vergeblich nach bezahlbaren Zimmern gesucht, bis sie einen Jungen kennen gelernt haben, der sie 4 Stunden lang durch die halbe Stadt gefuehrt und von einem Missionshaus zum naechsten gebracht hat. Irgendwann fuehrte er sie zu sich nach Hause, um seine Mutter um Rat zu fragen, die gerade vor dem Haus sass und eines ihrer Kinder gewaschen hat. Sie haette ihnen sogar ein Bett angeboten. Doch als sie gehoert hat, dass wir zu fuenft sind und mit 10 Koffern und 5 Rucksaecken unterwegs sind, hat sie auch eingesehen, dass ihre Huette wohl etwas zu klein waere.
Schliesslich hatte sie eine Idee und wir wohnen nun ziemlich teuer und nicht wirklich luxurioes, aber immerhin… Gut, fuer den Wasserausfall in ganz Yaoundè konnten wir nichts, doch unsere Raeume sind eindeutig ein wenig schlichter ausgefallen…. Drei Betten auf 15m2 plus Duschnische, die Fussenden der Betten in Blumentoepfen befestigt. Als wir uns ins Bett legten krachte und quitschte es, denn unter den Schaumstoffmatratzen befanden sich aneinandergeschichtete Tuerteile, die dem sich darunter befindenden Stahlnetz eine gewisse Stabilitaet geben sollten… und in der Nacht bemerkten wir, das sich das Gebaeude neben einer Muellverbrennungsanlage befinden musste. Aber die Missionsleute sind sehr nett!
Am Sonntag Abend kam mit einer Woche Verspätung unsere Lieferung mit Medikamenten und Moskitonetzen am Flughafen an. Als Verstärkung sind zur gleichen Zeit die beiden Nonnen Sister Angeline und Sister Gertrud aus Njinikom mit ihrem Fahrer BoPaul (was auf KOM soviel heisst wie “Vate von Paul”) zu uns gestossen.
Seit Montag versuchen wir nun, unsere von der Dr.-Holzheu-Stiftung gespendete Facht aus dem Zoll am Flughafen zu holen. Zusaetzlich kam noch Charles, der Pflegeleiter vom Adventistenkrankenhaus in Batouri.
Eigentlich muessten gespendete Gueter ja frei von Zollgebuehren sein. Wir wussten, dass dieses Land eines der korruptesten ist und dass es schwer werden wird, aber das alles am eigenen Leib zu erfahren und in diese Muehlen hinein zu geraten ist irgendwie etwas anderes.
Man ist ihnen voellig ausgeliefert, wird von einem zum anderen geschickt, immer durch Gaenge die gepflastert sind mit Plakaten gegen die Korruption, dann durch schwere Eisentueren, es beginnen Kreuzverhoere darueber was man eigentlich will, woher man kommt, wer die Kontakte sind etc. Nach 5 Stunden Von-einem-zum-anderen-und-wieder-zurueck-geschickt-werden und unverstaendlicher Rechnerei, langen Reden ueber das kamerunische System und die Aufgaben des Zoll kommt schliesslich raus, dass man 5.000 euro zu zahlen haette. Nur der Finanzminister persoenlich kann einen Brief unterschreiben, der uns von dieser Gebuehr befreit.
Zum Glück kennt Charles ein Mitgiled der Adventisten, den ehemaligen Chef vom gesamten Zollwesen Kameruns. Ihn haben wir getroffen. Mit diesem sind wir zur Chefin fuer Zollbefreiungen gegangen. Sie erklärte uns, dass sie ausnahmsweise in Stellvertretung für den Minister unterschreiben könne, wenn wir ein unterschriebenes Empfehlungsscheiben des Chefs der ADRA ( Adventist Development and Reflief Agency) vorlegen können. Da gerade Wahlen waren und der Minister bald ausgetauscht wird und sowieso wenig Zeit hat, würde das den Vorgang beschleunigen.
Unverstaendlicherweise hat sich dieser ADRA-Chef einen Tag lang geweigert den Brief zu unterschreiben, da wir nicht von Anfang an mit ADRA Deutschland kooperiert hätten. Immerhin betete er mehrmals gemeinsam mit uns dafür, dass wir die Medikamente doch aus dem Zoll bekommen.
Doch schliesslich sind wir gestern abend doch mit seiner Unterschrift heimgekehrt. Im Moment sind Karl und Britta mit sämtlichen Papieren, Briefen und Unterschriften auf dem Weg zum Flughafen, um dort ihr Glück aufs Neue zu versuchen.
Leider haben wir nicht die Zeit, alle Details unseres tagelangen Kampfes zu schreiben, auch wenn er im Wesentlichen aus Warten bestand.
Es gab aber auch etwas Gutes an dieser Odyssee: Während Karl und Sonja mit den “Big Men” der Adventisten ein “Business-Dinner” einnahmen, wurde der Rest von uns zu einer Bekannten der Sisters geführt. Es stellte sich heraus, dass diese Bekannte eine Kinderärztin war, die Geschäftsführerin der erst im April gegründeten Organisation CCAM (Cameroon Cooperation against Malaria) ist. Auch für die Nonnen war das eine Überraschung.
Zufällig hatten sie dort gerade eine Besprechung über die mangelnde Umsetzung der Gesetze, die eigentlich eine freie Einfuhr von Medikamenten und Moskitonetzen für humanitäre Zwecke erlauben.
Am nächsten Tag stellten wir bei dieser Orgnisation unser Projekt vor. Die Mitarbeiter der Organistion waren entsetzt als sie hörten, welche Steine uns in den Weg gelegt wurden. Deshalb wurden wir von einem Journalisten der in Kamerun meist gelesenen englischen Zeitung “The Post” interviewt.
Ausserdem lernten wir den Kontaktmann der Organisation zur Regierung kennen. Er versprach uns zu helfen, falls wir mit der Hilfe der Adventisten nicht erfolgreich sein würden.
All diese Kontakte, die wir durch diese Organisation knüpfen konnten werden eventuelle Folgeprojekte erleichtern.
Nun hoffen wir, dass wir uns morgen früh mit der Fracht nach Batouri auf den Weg machen können und wir trotz aller Hindernisse das “Kamerunische System” überwinden konnten.
Gut angekommen!
Montag, 23. Juli 2007
Wir sind gut in Kamerun angekommen!
Die letzten Wochen gab es viel zu Organisieren, letzte Klausuren zu Schreiben und viel zu Packen - wir waren also alle ziemlich im Stress.
Kurzfristig hat sich auch Sonja wieder entschlossen mitzufliegen, nicht zuletzt durch die Unterstuetzung ihrer Chefs…
Die Einreise hat geklappt ohne grosse Kaempfe am Check-In-Schalter und mit wenig Schmiergeld beim Zoll in Douala. Den Sicherheitsbeamten am Muenchner Flughafen waren die Laryngoskope (medizinisches Equipment) scheinbar etwas suspekt. In Douala fanden wir einen netten Brief von ihnen im Koffer, immerhin mit der Zusicherung, dass sie nichts davon entfernt haben.
Weniger Glueck hatten wir leider mit dem Transport der von der Dr. Holzheu-Stiftung gespendeten 600 kg Medikamente und Moskitonetze fuer Batouri. Die Lieferung sollte mit Swiss Air nach Yaounde erfolgen und liegt nun in Zuerich. Wir hoffen, dass die Fracht naechsten Sonntag eintrifft, so dass wir sie aus dem Zoll holen koennen.
Statt direkt nach Yaounde zu fahren, haben wir nun einen Abstecher in den Ferienort Kribi gemacht, um die Zeit zu ueberbruecken und die kommende Zeit zu planen. Wir sind bei einer Familie direkt am Meer untergebracht - in einer paradiesischen Landschaft. Das sollte der richtige Ort sein, um uns zu erholen und Kraft zu sammeln fuer die Aufgaben, die dann vor uns liegen.
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letzte Aktualisierung: 01.04.2013
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